Reportage

Turin -
Welthauptstadt des Designs

13 Reiseführer hat Sabine Becht bislang für den Michael Müller Verlag verfasst. Für die Neuauflage »Piemont & Aostatal« (2. Auflage 2008) hat sie sich unter anderem in Turin umgesehen und spannende Ausstellungen und Veranstaltungen für 2008 entdeckt; denn dieses Jahr ist Turin nach 2005 zum zweiten Mal die »Welthauptstadt des Designs«. Dabei geht es zum Beispiel um Themen wie Gefängnis und Isolation, aber auch ganz pragmatisch um die Gestaltung von Autos.


Turin, die elegante Barockstadt am Po mit ihren zahlreichen hochkarätigen Museen ist ja grundsätzlich schon eine Reise wert. In diesem Jahr könnte sich ein Besuch der norditalienischen Metropole aber besonders lohnen: Turin ist Welthauptstadt des Designs (World Design Capital), ein Titel, der – erstmals für das Jahr 2008 vergeben – von nun an alle zwei Jahre an eine Stadt gehen wird, die auf diesem Gebiet in besonderer Weise auf sich aufmerksam gemacht hat.


»Zustand der Bewegung« und Flexibilität. Leitmotive der Jury

Voraussetzung für diese Auszeichnung ist, laut Jury, die sich schon 2005 für Turin entschieden hatte, ein »Zustand der Bewegung«, der Transformation, die weite Teile des urbanen Lebens ergreift und prägt; die Tradition der Industriemetropole soll mit den Innovationen eines urbanen Zentrums im dritten Jahrtausend verschmelzen. Folgerichtig erscheint so auch das Leitmotiv des Ausstellungsjahres: »Flexibilität«, vor allem was die wirtschaftlichen und kulturellen Aspekte in Sachen Design betrifft. Nicht zuletzt boten die weit reichenden baulichen Veränderungen in Vorbereitung der XX. Olympischen Spiele im Februar 2006 eine Plattform für die etablierten Architekten und Designer, die hier ihre Vorstellungen von zukunftsweisender Transformation verwirklicht haben. Eines der wegweisenden Vorzeigeprojekte Turins war bis dahin sicherlich das Lingotto, die ehemalige Fiat-Fabrik, die 1991 nach Plänen von Star-Architekt Renzo Piano zu einem bedeutenden Messe- und Kongresszentrum umgestaltet wurde.


Die Vorstellung von Gefängnis und Isolation. Zahlreiche Design-Ausstellungen für 2008

Begleitet wird der ehrenvolle Titel »World Design Capital 2008« nicht nur von diversen Kongressen und Workshops, sondern auch von einem prall gefüllten Ausstellungs- und Veranstaltungskalender, in dem Design in all seinen Facetten die entscheidende Rolle spielt: Noch bis 31. August ist in der Reggia di Venaria Reale, dem erst kürzlich wiedereröffneten barocken Prachtschloss nördlich der Innenstadt, die Ausstellung »L’Oro del Design Italiano – Compasso d’Oro Collection« zu sehen. Der Compasso d’Oro ist einer der wichtigsten Designpreise Italiens, gezeigt werden in der Ausstellung über 400 Exponate der letzten 50 Jahre, die diese Auszeichnung erhielten. Unter dem Motto »Flexibility – Design in a fast-changing society« ist bis 12. Oktober eine Ausstellung im ehemaligen Gefängnis Ex Carceri »Le Nuove« zu sehen. Der Fokus liegt hier auf den Perspektiven in einer immer enger werdenden Welt, den Entwicklungen der urbanen Zentren und der (möglichen) Anpassung an neue Verhältnisse. Das Gefängnis als solches spielt bei der Ausstellung »YOUPrison« (bis 12. Oktober in der Fondazione Sandretto Re Rebaudengo) eine tragende Rolle: Elf Architekturstudenten aus aller Welt stellen ihre Vorstellung von Gefängnis und Isolation zur Debatte. Unter dem Titel »Dream – The idea of ,future‹ in Torinese car design« läuft von 19. September bis 23. November in der Messehalle Torino Esposizioni eine Ausstellung zur Geschichte des Autos und seiner herausragenden Designer von den 1950er Jahren an, bei der unter den rund 50 Modellen auch die eine oder andere Kostbarkeit zu finden sein wird. Im November schließlich öffnet die »International Design Casa« für zehn Tage (6. bis 16. November) ihre Pforten; hier finden internationale Design-Projekte eine Zeit lang in den Straßen und auf den Plätzen von Turin ein neues Zuhause.


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