Re: Freiwilligendienst in Südamerika Hallo an alle,
ich fürchte meine Vorblogger haben da was missverstanden. Ich habe nicht die Sprachlehrer oder die Schönheit der Unterkünfte kritisiert. Im Gegenteil. Während des Sprachkurses habe ich mich sehr wohl gefühlt und die Sprachlehrer, soweit ich es beurteilen kann, haben auch gute Arbeit geleistet. Es ging mir auch nicht darum möglichst für lau in Argentinien unterzukommen, geschweige denn die Leute auszubeuten. Genau deshalb habe ich meinen Eintrag geschrieben. Ich dachte, dass bei einer einheimischen Organisation noch der größte Teil meines Beitrags an die Leute vor Ort, also Lehrer und Gastfamilien geht und dass nicht so viel Geld unterwegs bei zig Zwischenstationen (wie bspw. Praktikawelten) versickert. Pasantias hat keine Vermittlungsgebühr gefordert, weil sie sich »dem kulturellen Austausch zwischen Deutschen und Argentiniern verschrieben haben«. Toll dachte ich. Da geht das Geld tatsächlich an die, die mir dort einen schönen Aufenthalt ermöglichen und nicht an eine amerikanische oder deutsche Partnerorganisation, die eben hauptsächlich am eigenen Profit interessiert ist. Dass man letztlich aber doch Vermittlungsgebühren bezahlt, getarnt als Zimmermiete finde ich einfach nicht in Ordnung. Sollen sie doch mit offenen Karten spielen. 10 Euro pro Tag sind natürlich nicht viel, aber für argentinische Verhältnisse eben doch und wenn man bedenkt, dass die Organisation ¾ der Mietbeträge einbehält, versteht man vielleicht was ich meine. Vielleicht haben viele von euch noch nicht alleine gelebt, aber selbst in teuren deutschen Städten sind Zimmer für 280 Euro zu haben. Und in Argentinien, das dürften die, die dort sind inzwischen gemerkt haben, ist alles im Schnitt meist mindestens 60 % günstiger. Besonders jetzt, da der Euro so stark ist. Der Punkt ist der, dass ich auch mehr bezahlt hätte, wenn ich gewusste hätte, dass davon bei Lehrern und Familien etwas angekommen wäre. Natürlich ist eine Stunde Einzelunterricht für 7 Euro nicht viel. Das weiß ich auch. Aber wenn ich einem Lehrer fünf Euro gegeben hätte, hätte dieser noch mehr gehabt, als so über pasantias. Es ist ja okay, wenn jemand wirtschaftlich arbeiten will, so funktioniert nun mal unsere Welt und alles andere ist eine überkommene Ideologie. Dennoch finde ich es nicht in Ordnung, dass man unter dem Deckmantel des kulturellen Austauschs und der Völkerverständigung Sprachschüler, -lehrer und Gastfamilien ausnützt. Für die Schüler ist es vermutlich noch das kleinste Problem, weil wir ja trotzdem den günstigsten Tarif bekommen haben und bei den meisten die Eltern für den Aufenthalt aufkommen, aber die Familien sind größtenteils auf die Zusatzeinnahmen angewiesen. Ich hätte es einfach lieber gehabt, dass mehr von meinem Beitrag auch wirklich so ankommt, wie ausgewiesen. Pasantias ist sicher nicht die einzige Organisation mit dieser Praxis und ich schätze, dass die Bezahlung bei den wenigsten Sprachschulen angemessen ist, dennoch finde ich, man sollte so etwas nicht noch unterstützen. Wäre es genau ausgewiesen, wie viel Sprachlehrer und Familien bekommen, könnte jeder selbst entscheiden, ob er/sie das in Ordnung findet.
Bezüglich der Praktikumsvermittlung wünsche ich euch Maria, Michael, Eva, Catharina, Stefanie, Svenja, Johanna, Kevin, Rene, Isabelle, Christian und Jörn alles Gute, dass es besser läuft als während meiner Zeit in Cordoba. Vielleicht war ja zu dem Zeitpunkt tatsächlich der Wurm drin und einfach nichts Besseres zu machen, aber Tatsache ist, dass einige der Leute, die mit mir dort waren, nicht mit ihren Praktikumsstellen zufrieden waren. Das ist keine Lüge oder Unwahrheit, sondern schlicht so gewesen. Wahrscheinlich gibt es so was wie Praktika in Argentinien nicht in der Form, wie bei uns, also darf man vielleicht auch nicht so viel erwarten, aber ich finde, dass man nichts anbieten darf, was man nicht bereitstellen kann. Das ist auch ein Gesetz der Marktwirtschaft. Wie gesagt, ich hoffe bei euch klappt alles und ihr seid bei eurer Abreise noch genauso begeistert wie jetzt. Bei mir und einigen anderen ist das Hochgefühl leider nach Beendigung des Sprachkurses verflogen. |