Abseits der Routen

Teil 38: Kefaloniá
Auf den Spuren der ionischen Rebsorte Robola

Die größte der Ionischen Inseln ist reich an Naturschönheiten, eine wunderbar abwechslungsreiche Insel für Strandurlauber und Entdecker gleichermaßen … und für Genießer! Denn Kefaloniá ist auch die Heimat eines Weißweins, der zu den besten Griechenlands zählt: der Robola. Unsere Autoren Sven Talaron und Sabine Becht machen sich auf zu den Weingütern, die sie in der neusten Auflage ihres Reiseführers Kefaloniá & Ithaka erkundet haben.

Ausnahmsweise mal nicht Odysseus! Der vielgereiste Held, über dessen Herkunft sich Kefaloniá und die Nachbarinsel Íthaka heftig streiten, hat den Robola nicht hierhergebracht. Lange dachte man, dass es die Venezianer waren, die die Weinstöcke aus dem Friaul importierten. Doch wahrscheinlich ist der Robola älter und vielleicht sogar verwandt mit dem Wein, der „reichlich gedeiht“ und „reichlich lohnt“, wie Zeus’ weise Tochter Athene die hiesigen Weine in der Odyssee preist. Sicher ist immerhin, dass die venezianischen Händler den Robola schätzten und im Sortiment führten.

Der Leuchtturm Ághii Theodóri in der Bucht von Argostóli ist eines der Wahrzeichen der Insel (Foto: Sabine Becht)
Der Leuchtturm Ághii Theodóri in der Bucht von Argostóli ist eines der Wahrzeichen der Insel (Foto: Sabine Becht)

Beste Sonnenlage an den kargen Hängen des Énos

Eine Erklärung für seine Qualität lieferten die Venezianer gleich mit: Vino di sasso, nannten sie ihn: „Steinwein“ – das Produkt einer genügsamen Rebsorte, die erfolgreich dem kargen und steinigen Boden trotzt. Heute präsentiert sich der Robola als eleganter, trockener Weißwein, leicht mineralisch, vor allem aber fruchtig, mit einem Hauch von Zitrusnoten. Robola of Cephalonia darf sich ein Wein nur nennen, wenn er auf einer Höhe von 300 bis 800 Metern an den rauen Hängen im Westen und Südwesten des mächtigen Énos gediehen ist. Auf der Suche nach diesem bemerkenswerten Wein macht man sich am besten auf den Weg ins Zentrum der Insel in die Omalá-Ebene am Fuß dieses mächtigen Berges – zur Weinkooperative Orealios GAEA.

Blick hinab auf das Kloster Agíou Gerasímou in der Omalá-Ebene (Foto: Sven Talaron)
Blick hinab auf das Kloster Agíou Gerasímou in der Omalá-Ebene (Foto: Sven Talaron)

Die Weinkooperative Orealios GAEA

Kerzengerade führt die Allee über die weite Ebene direkt auf das altehrwürdige Kloster Agíou Gerasímou zu, dem bedeutendsten Kloster Kefaloniás mit seiner bildhübschen alten Klosterkirche, einer mächtigen Platane im Hof und der unübersehbaren, wuchtigen neuen Kirche. Geradezu versteckt hinter der Klosteranlage liegt die Weinkooperative der Robola-Produzenten. 1982 gegründet, sind heute 300 Weinbauern in der Kooperative zusammengeschlossen. Sie bearbeiten etwa 70–80 Prozent der Fläche, auf der Robola of Cephalonia angebaut wird.

Vorbei sind die Zeiten, als der genossenschaftlich produzierte Geheimtipp an einem mehr oder weniger improvisierten Verkaufsstand präsentiert wurde. Heute werden die Weinliebhaber in einem nagelneuen, großzügig und hell gestalteten Besucherzentrum empfangen. Neu ist auch der Name: Orealios GAEA. Geblieben aber ist, wie aus der Zeit gefallen, das Leinensäckchen, mit dem die Flasche des klassischen Robola umhüllt sind. Und nach wie vor gehört zu den besten Tropfen der Ionischen Inseln jener Robola, der den Namen des Inselheiligen und Klostergründers auf dem Etikett trägt: der San Gerasímou.

Die Weinkooperative Orealios GAEA (Foto: Sven Talaron)
Die Weinkooperative Orealios GAEA (Foto: Sven Talaron)

Weingüter zum Entdecken

Aber auch abseits der Kooperative gibt es auf Kefaloniá Weingüter, die sich vorzüglich auf den Robola verstehen. Allen voran das ebenfalls traditionsreiche und vielfach ausgezeichnete Weingut Gentilini. Fährt man von der sympathisch-quirligen Inselhauptstadt Argostóli auf der Halbinsel Lássi Richtung Süden, gelangt man, wenn die sanft zum Meer fallenden Hügeln des Livathós erreicht sind, an diesen überaus idyllischen Ort: Am Rand eines Weinbergs können die hervorragenden Weine unter schattenspendenden Bäumen oder einer Pergola zu Käse und Oliven degustiert werden – darunter auch ein wunderbar runder Robola. Auf dem Livathós hat sich mit Sarris Winery ein weiteres ambitioniertes Weingut etabliert, das ebenfalls einen durchaus beachtlichen Robola im Sortiment führt. In einer dazugehörigen, empfehlenswerten Taverne oberhalb von Avithós Beach kann man die Weine auch zu griechischer Küche genießen.

Fruchtig und leicht – Robola of Cephalonia (Foto: Sven Talaron)
Fruchtig und leicht – Robola of Cephalonia (Foto: Sven Talaron)

Der Robola ist der Fixstern am Firmament der Weinwelt Kefaloniás. Und doch ist er keineswegs der einzige bemerkenswerte Wein, den die hiesigen Winzer abfüllen. Aus der Vielfalt kefalonischer Weine stechen auch die vorzüglichen trockenen Rotweine aus Mavrodaphne-Trauben heraus (verwandt, aber nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Dessertwein vom Peloponnes). Eclipse von Gentilini ist einer davon oder auch der rote ​Nouvelle Epoque von Orealios. Mavrodaphe of Kefalonia: eine weitere Entdeckung auf der wunderbar abwechslungsreichen Insel im Ionischen Meer.  

Orealios GAEA: Kooperative der Robola-Weinbauern Kefaloniás, unweit des Klosters Agíou Gerasímou in der Omalá-Ebene gelegen. Der klassische Robola im Leinensäckchen kommt auf 8,30 €, der San Gerasimo auf 11,30 €, Weinverkostung für 2 Pers. 8–10 €. Tägl. 9–20 Uhr geöffnet.

Gentilini Winery: Weingut am westlichen Rand des Livathós. Weindegustation 10–20 €. Geöffnet Ostern (orthodox) bis Sept. tägl. 11–20.30 Uhr, Okt bis Sonnenuntergang.

Sarris Winery: Weingut im Süden des Livathós bei Ávithos Beach, Weindegustation 10–30 €/Pers. Geöffnet im Sommer tägl. 12–21 Uhr. 

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