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Spanien Forum
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Veronica Frenzel | 01.12.2008 | 20:26 Uhr | ID 68934
Das Marbella Club Hotel

Marbella. Das klingt in jedermanns Ohren nach Jetset, wilden Partys und Adel. Innerhalb von nur 50 Jahren ist das kleine Dorf an der andalusischen Küste zum Inbegriff von Glamour und Luxus geworden. Sinnbild für diese Entwicklung ist das Hotel Marbella Club Hotel. In den 60er Jahren holte sein Gründer Alfons von Hohenlohe die Jetset nach Marbella, erst der internationale Besuch gab der Stadt den Glamour, für den sie heute noch berühmt ist.

Die Geschichte beginnt nach dem spanischen Bürgerkrieg. Der spanische Adel kam allmählich wieder aus dem Exil zurück, in das ihn die zweite spanische Republik getrieben hatte, darunter auch Ricardo Soriano Scholtz von Hermannsdorff, Graf von Ivanrey. Der spanisch-deutsche Adelsspross wohnte mit seiner Familie in Málaga und entdeckte bei einer seiner Entdeckungsfahrten das Dorf Marbella. Er habe sofort den Charme und die Eleganz dieses Fleckchens eingeatmet, wird er später sagen. Mit dieser Begegnung begann der gemeinsame Weg von Marbella und Luxus.
Soriano errichtete in dem Fischerdorf seinen Zweitwohnsitz, ging angeln, genoss das Leben. Auf Reisen erzählte er Freunden und Bekannten begeistert von seiner Entdeckung, unter anderem dem Mann seiner Schwester, Prinz Maximilian von Hohenlohe. Der Adlige hatte soeben erst sein Schloss in Böhmen verlassen, um dem zweiten Weltkrieg zu entkommen, und hatte sich mit seiner Familie auf sein Anwesen bei Madrid zurückgezogen. Andalusien war zu diesem Zeitpunkt noch nicht schick – viel zu heiß und trocken. Doch die Begeisterung Sorianos steckte wohl auch Hohenlohe an und er fuhr 1946 mit Sohn Alfons im Kohlebetriebenen Rolls Royce Phantom nach Marbella, um sich das Paradies mit eigenen Augen anzusehen. Noch am gleichen Tag, bei einem Picknick im Pinienwald beschloss die Familie Hohenlohe einen Platz an der andalusischen Sonne zu erwerben.
Der noch junge Alfonso fand ebenfalls sogleich Gefallen an Marbella, hatte aber noch viel zu entdecken. Er ging zum Studieren nach Kalifornien und lernte dort die Jetset-Society und Hollywood kennen. Als er in seine spanische Heimat zurückkehrte, war das Anwesen in Marbella voller elterlicher Bekannte und Freunde. Sie alle wollten dem Elend der Nachkriegszeit fliehen und fanden im von den Kriegswirren unberührtem Spanien einen geeigneten Ort. Die Bekannten und Freund kauften sich ebenfalls in Marbella ein und genossen die Ruhe. Doch Frieden allein war der lebenshungrigen Gesellschaft bald zu wenig, Geselligkeit musste her. Der quirlige Prinz Alfonso fand Abhilfe: Er beschloss einen Club zu gründen, einen Ort, an dem sich die High-Society treffen kann, sofern erwünscht. Noch während der Bauarbeiten entschied sich der junge Hohenlohe nicht nur einen Treffpunkt, sondern auch Übernachtungsmöglichkeiten bereitzustellen. Inspiriert von den Motels in Kalifornien und mit väterlicher Finanzhilfe baute Alfonso an das Werkzeughaus der Finca zwei Flügel an und schuf so einen kleinen Innenhof.
1954 öffnete das Marbella Club Hotel mit zwanzig Zimmern und zwanzig Angestellten die Tore. Eine Übernachtung mit Vollpension kostete 175 Peseten. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Die ersten Gäste waren Franzosen, die auf der Durchreise von den kolonialen Besitzungenin in Nordafrika nach Paris auf das reizende Hotel an der andalusischen Küste aufmerksam wurden. Es gefiel ihnen so gut, dass sie sich drei Wochen in dem eleganten Hotel einquartierten. Bald kamen auch die Engländer, die vom Flughafen in Gibraltar auf den Weg nach Málaga an dem idyllischen Hotel vorbeikamen.
Im Marbella Club Hotel parkten bald so viele Autos wie sie das ganze Dorf noch nie gesehen hatte. Das übliche Transportmittel war der Esel. Die Lebensmittel brachten die Angestellten auf dem Rücken der Lastentiere vom Markt ins Hotel, während am Marbella Club Hotel die elegantesten Fahrzeuge parkten. Auf seinen Reisen sprach Alfonso unermüdlich mit Begeisterung von seinem paradiesischen Marbella. Bald fanden deshalb auch seine Schauspieler Freunde aus Hollywood, seine adligen Verwandten aus Europa und seine reichen Bekannten aus New York den Weg an die Costa del Sol. Eine professionelle Hotelführung musste her. Es war der Moment, in dem der Cousin des Prinzen, Graf Rudolph von Schönburg, auf die Bühne des Marbella Clubs trat. Mit der Ankunft von ‚Graf Rudi’ gewann der Marbella Club an Eleganz, Luxus und Professionalität.

Die Küche musste für so berühmte Familien wie Bismarck, Metternich und Angelli verbessert werden: In Marbella gab es nur Ziegenmilch. Graf Rudi kaufte kurzerhand sechs Kühe, schenkte sie seinem Nachbarn mit der Bedingung, dass er dem Hotel jeden Morgen ein paar Liter frische Kuhmilch brachte. Das Fleisch aus der Umgebung konnte man den edlen Herrschaften auch nicht vorsetzen. Graf Rudi fragte im Ritz in Madrid nach, wo sie ihr Fleisch kauften und ließ Filets und Entrecotes der besten Metzgerei der Hauptstadt an die Küste fliegen.
Die Mischung aus Ursprünglichkeit und Luxus, Ruhe und rauschenden Festen wurde in den goldenen 60er Jahren das Erfolgsrezept des Marbella Clubs. In den glamourösen 70er Jahren kamen Gunther Sachs mit seiner Frau Brigitte Bardot, Audrey Hepburn, Mel Ferrer, Onassis... Auf die Exklusivität der Gäste wurde Wert gelegt. Marbella war in aller Munde, die Klatschzeitschriften quartierten ihre Reporter in Marbella ein, es entwicklete sich ein eigener Marbella-Stil. Keiner durfte fehlen.
Das Marbella Club Hotel verkörpert immer noch den Esprit de Luxe, den Marbella in den glorreichsten Jahren versprühte. Die Reichen kommen langsam zurück: Unter den Gästen finden sich Namen wie Beckham und Zidane. Heute kann man auf dem hoteleigenen Golfplatz seine Runden ziehen, um es sich anschließend in der exklusiven SPA-Anlage des Marbella Club Hotels gut gehen zu lassen und am Abend mit den ausgesuchten Gästen exklusiv zu speisen und sich in den historischen Räumlichkeiten an die Galaabende mit Brigitte Bardot und Gunter Sachs erinnern.

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