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Veronica Frenzel | 01.12.2008 | 20:29 Uhr | ID 68935
Buddhismus an der Costa del Sol

Die Stupa in Benalmádena hat die Deutsch-Polin Maggy Lehnert-Kosowski zusammen mit einem tibetischen Lama nach Südspanien gebracht. Regelmäßig bietet sie dort gemeinsame Meditationen und Informationsveranstaltungen an.

"Bevor du in eine Stupa gehst, so sagen die Buddhisten, umrunde sie drei Mal im Uhrzeigersinn und wünsche dir dabei etwas", sagt Juana, die Verkäuferin in dem Laden vor der Stupa, dem buddhistischen Tempel, in Benalmádena. Wenn man nach drei Runden die Stufen zum Inneren der Stupa hinaufgeht, schlägt einem der Geruch von Räucherstäbchen entgegen und fernöstliche Klänge dringen sanft an das Ohr des Besuchers. Es ist Mittwoch, sieben Uhr abends, und der Raum, den eine riesige, goldene Buddhastatue dominiert, beginnt sich langsam zu füllen. Die hereinströmenden Gäste holen sich lautlos eines der orange-rot-gelben Kissen, die im hinteren Teil der Stupa gestapelt sind, und machen es sich darauf im Schneidersitz bequem, legen die Handflächen auf die Knie und schließen die Augen.
Werktags treffen sich in der Stupa, die unterhalb der Autopista Costa del Sol in der Gemeinde Benalmádena thront, Buddhisten und Interessierte um 19.30 Uhr zur gemeinsamen Meditation. Nach einer kurzen Einführung eines der Verantwortlichen des Zentrums, schließen deutsche, englische, skandinavische, südamerikanische und spanische Buddhisten neben interessierten Touristen und Anwohnern die Augen, um sich eine halbe Stunde lang die Außenwelt zu vergessen, abzuschalten und sich ganz auf das Innere zu konzentrieren.
Maggy Lehnert-Kosowski tritt pünktlich um halb acht durch die Tür der Stupa, nähert sich andächtig der großen Buddhastatue, bevor sie sich den Teilnehmern der Meditation zuwendet. Es ist heute ausnahmsweise einmal die Präsidentin des Vereins "Freunde der Stupa Benalmádena" selbst, die die Meditation begleitet. Nur selten ist die kleine blonde Deutsch-Polin in ihrem Haus in Benalmádena. Über das Jahr verteilt, verbringt sie etwa sechs Monate bei den Lamas, den Gelehrten des Buddhismus in den Ländern des Himalayas, wo diese Religion einst entstand. Und auch während des übrigen Jahrs ist sie selten an der Costa del Sol, sondern hält in der ganzen Welt Vorträge zum Buddhismus im Westen.
Die stets lächelnde Polin mit deutschem Pass ist das Herz der Stupa in Benalmádena. Sie hat den Bau des imposanten Gebäudes verfolgt, sie organisiert dessen Unterhalt und organisiert auch in ihrer Abwesenheit das kulturelle und spirituelle Programm des Vereins "Freunde der Stupa."
Das buddhistische Monument und Maggy Lehnert fanden ihren Weg auf verschlungenen Wegen an diesen idyllischen Platz an der Costa del Sol. Der Lama Lopon Tsechu Rinpoche, dessen Assistentin die fünf Sprachen fließend beherrschende Frau bis zu dessen Tod war, besuchte das buddhistische Zentrum Karma Guen in Vélez-Málaga, das der gleichen Schule, wie der Lama, angehört, der Karma Kaguyu Schule. "Rinpoche war zu diesem Zeitpunkt schon sehr alt und ich wollte, dass er erst einmal entspannt, bevor er die Rede in Karma Guen hielt. Da ich hier in Benalmádena Freunde hatte, bat ich sie, für uns und seine Mönche einen Tisch in einem guten Restauant zu bestellen", erzählt die damalige Assistentin des Lamas. Die in orangene Tücher gehüllten tibetanischen Mönche erregten in dem Restaurant in Benalmádena Pueblo natürlich Aufsehen, auch das des Bürgermeisters Enrique Bolín, der zufällig an einem Nebentisch speiste.
Nachdem der Lama sich dank der spanisch-tibetanischen Dolmetscherin Maggy-Lehnert mit dem Bürgermeister ausgetauscht hatte, war diesem plötzlich klar, dass seine Gemeinde, im Herzen der Costa del Sol, unbedingt ein buddhistisches Zentrum brauchte. Und so bat er Lama Rinpoche, in Benalmádena Pueblo eine Stupa zu errichten. Und da ein Lama dort eine Stupa errichtet, wo man es von ihm verlangt, war der Gang der Dinge eingeleitet. "Der Buddhismus ist keine missionierende Religion", erklärte die Assistentin des Lamas. "Der Lama kann nur ein Monument errichten, wo es Gläubige von ihm verlangen." Maggy Lehnerts Mann, ein deutscher Architekt, der bereits in der ganzen Welt Stupas entworfen und gebaut hat, machte sich an die Arbeit, das größte buddhistische Monument dieser Art in ganz Europa zu errichten. "Enrique Bolín gab uns das Grundstück und half bei der Finanzierung", sagt Lehnert.
Wäre Rinpoche nicht gestorben, bevor die Stupa fertig gestellt war, wäre Maggy Lehnert nicht an der Costa del Sol geblieben. Doch da ihre Aufgabe an der Seite des Lamas, mit dessen Eintritt ins Samsara, vorüber war, beschloss sie, sich des Zentrums in Benalmádena anzunehmen.
Seitdem die Stupa in Betrieb ist, hat die Buddhistin eine lebhafte Gemeinschaft um die Stupa geschaffen. Wenn nicht meditiert wird, wagen Touristen oder Interessierte einen andächtigen Blick in den nach Räucherstäbchen duftenden Raum. Jeden Sonntag sprechen Gelehrte und berühmte Lamas vor einem großem bunt gemischten Publikum über die buddhistische Philosophie. Die fernöstliche Philosophie hat es geschafft, hier, an der lauten und vollen Costa del Sol, einen Rückzugsort zu schaffen, der Menschen aller Nationalitäten anzieht.

In der Provinz Málaga gibt es dank der zahlreichen Ausländer eine große buddhistische Gemeinde. Das erste Zentrum, Karma Guen, baute Lama Ole Nydlual Mitte der 80er Jahre in den Bergen hinter Vélez-Málaga. Der Däne Ole und seine Frau Hannah waren unter den ersten, die den tibetanischen Buddhismus in den 70er Jahren in den Westen brachten. Die beiden verbrachten ihre Hochzeitsreise in Tibet. Die Blumenkinder riefen in der Abgeschiedenheit des Himalayas das Interesse auf sich und kamen mit den weisesten Gelehrten der buddhistischen Schule Karma Kyen in Kontakt. Die beiden waren begeistert und erleuchtet und begannen buddhistische Gemeinden in Europa und in den USA zu gründen. Die Schule Karma Kyuen ist dank ihres empirischen Ansatzes diejenige, die sich am besten für die westliche Welt eignet.
"Die drei buddhistischen Schulen unterscheiden sich nicht in der Lehre, sondern in der Herangehensweise. Jeder Charaktertyp braucht eine andere Lehre. Die Schule Karma Kyuen nähert sich auf praktische Art. Wir starten sofort mit Meditation. Die Schule, der der Dalai Lama vorsteht, hat einen intellektuellen Ansatz. Die Schüler nähern sich über die Schriften", erklärt Lehnert.
In den Zentren in Málaga finden jährlich Treffen der Karma Kyuen Schule statt. Buddhisten aus der ganzen Welt reisen zu diesen Anlässen an, um der Reinkarnationen des Begründers der Schule zu zuhören. In dem Zentrum Karma Guen kann der Besucher mehrere Tage verbringen und sich mit Texten und Meditationen der Religion annähern. In der Stupa in Málaga kann man täglich um 19.30 Uhr an Meditationen teilnehmen und sonntags um 20 Uhr einem Vortrag lauschen.

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