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J. Ons | 15.10.2010 | 10:19 Uhr | ID 88395
2000 Journalisten haben die Chance verpaßt, nicht nutzen wollen

Lieber über das Leben der anderen berichten.
Von dem Leben lieber nicht.

Nun haben sie 60 Tage in der Wüste rumgestanden und auf etwas gewartet. Mit etwas Courage und Initiative hätten die Journalisten zwei Monate das echte Leben kennen lernen können – nämllich 60 Tage in einer Mine wie die Chilenischen Arbeiter auch in die Grube einfahren und für 200 – 300 € arbeiten. Übrigens hat ihnen etwas ähnliches schon mal einer vorgemacht: Günter Wallraff. Dann hätten sie nicht über das Leben und die Bedingungen dort berichten können, sondern von dem Leben. Und für sie wäre es eine Erfahrung fürs Leben gewesen. Aber darauf wollen sie doch lieber verzichten. Auf solche Erfahrung legen sie keinen Wert.

Ich kann mir schon denken, was die Chilenen über die Pest der wartenden Journalisten gedacht haben. Katastrophenjournalismus ist eine Art Abszess des Journalismus. In diesem Ausmaß ist es mal wieder deutlich geworden. Mut und Bereitschaft zu Mühsal, wie Nehberg sie aufgebracht hat, fehlen ihnen. Natürlich, der Markt verlangt es. Da hätten zur Berichterstattung auch 10 Leute völlig genügt.

Wer sich etwas näher beschäftigt, stößt auf ganz andere Fakten: Die Statistik belegt, daß in Brasilien jedes Jahr 30.000 (In Worten: Dreißigtausend) Morde geschehen. Es gibt vielleicht nicht mal eine Dunkelziffer. Davon werden 1% aufgeklärt. Etwas rauf oder runter macht da keinen Unterschied.

Das ist doch Krieg! Sudan in Brasilien! Was sonst! Wird dieses Leid auch irgendwann einmal in den Blickpunkt gerückt? Wenn so einer wie Gottohneschalk für diesem bemerkens(un)werten Publikum einmal präsentieren würde, nicht daß ich ihm das nicht zutrauen würde. Böhm hat das ja auch schon mal geschafft, er war eben halt auch bereit zu schaffen. Dafür hat er und andere sich Achtung errungen.

Beiträge
Sebastian | 16.10.2010 | 11:33 Uhr | ID 88406
Re: 2000 Journalisten haben die Chance verpaßt, nicht nutzen wollen

Ich kann Dir nur zustimmen. Der Katastrophenjournalismus, der gut für die Einschaltquote ist, hat mich auch total irritiert. Das war nur peinlich und die Leute schauen sich den Mist Live an.

Und die Chilenen machen dieses inszenierte Spielchen auch komplett mit. Präsident ist da und lässt sich feiern. Und der erste gerettete Minenarbeiter brüllt, es lebe Chile, (also wenn ich da hochkommen würde, wäre mir Deutschland relativ egal; nur mal so by the way!) und den besten Spruch gab er danach im Interview: Da unten waren Gott und der Teufel, die haben miteinander gekämpft und Gott hat gewonnen. Das hätte Sylvester Stallone oder Arnold Schwarzenegger nicht besser sagen können. Der Minenarbeiter muss einen guten PR-Berater gehabt haben.

Ich kann dazu nur sagen: »Es lebe der unkontrollierte Boulevardjournalismus«

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