Lesezeit: 1 minTop Ten

Teil 49: Pílion
Berge, Musik, Olivenbrot und Mee(h)r

»Pílion? Nie gehört!«, werden Sie wahrscheinlich sagen. Damit das nicht so bleibt, ist jetzt auch der letzte weiße Fleck auf unserer Griechenland-Reiselandkarte verschwunden: Ab sofort steht der Reiseführer in den (virtuellen) Regalen von Buchhandlungen und Online-Shops. Geschrieben hat ihn Birgit Gerlach, die die bergige Halbinsel südlich von Thessaloniki schon oft mit großer Begeisterung bereist hat. Hier ein paar Appetithäppchen für Nachahmer. Es lohnt sich!

Portrait Birgit Gerlach
Autorin Birgit Gerlach

Birgits Top Ten:

1. Kleinstadt-Metropole mit Uni

Trubeliges Leben füllt die Straßen und Plätze in Vólos, dem städtischen Eingangstor zum Pílion. Kleine Handwerker- und Spezialitätenläden reihen sich in den Alleen und Fußgängerzonen aneinander und die vielen Studenten sorgen für junges Flair. Vormittags trifft sich Jung und Alt auf dem Wochenmarkt, mittags oder abends gehen alle zusammen zum Schlemmen in eines der vielen Tsipourádika. Dort wird zu jedem Tsípouro, einem lokalen Schnaps, eine andere leckere Kleinigkeit serviert – »Tapas mit Schnaps« sozusagen.

Das Eingangstor zum Pílion – Foto: Birgit Gerlach
Das Eingangstor zum Pílion – Foto: Birgit Gerlach

2. Denkmalgeschützter Balkon des Pílion

Viele prachtvolle alte Herrenhäuser, allesamt strahlend weiß getüncht, schmiegen sich in Makrinítsa an den Westhang des Pílion. Sie sind das bauliche Erbe der reichen Tuchhändler, die ehemals hier ansässig waren. Wer von Vólos den schweißtreibenden Hang zu Fuß erklimmt, entdeckt unterwegs unzählige kleine und große Kirchen, bis schließlich die riesigen Platanen am schattigen zentralen Platz in den Blick kommen. Nachdem man den Ausblick über den Pagasitischen Golf und Vólos genossen hat, kann man erfrischt den Weg bis ganz oben hinauf fortsetzen oder das kleine, aber feine Byzantinische Museum besuchen.

Blick auf Makrinítsa – Foto: Birgit Gerlach
Blick auf Makrinítsa – Foto: Birgit Gerlach

3. Mit der Schmalspurbahn in die Berge

Auf der alten Bahnstrecke von Áno Lechónia in die Berge nach Miliés verkehrt an den Sommerwochenenden eine Museumsbahn – auf gerade mal 60 Zentimeter Spurbreite. Die zweistündige Fahrt überwindet auf ihrem Weg hinauf wilde, tiefe Schluchten über spektakuläre Brücken und Tunnels. Nach einer ausgedehnten Pause in Miliés, wo die Lok auf einer Drehscheibe von Menschenhand gewendet wird, geht es wieder zurück.

Ein Waggon des Museumszugs am Bahnhof in Áno Lechónia – Foto: Birgit Gerlach
Ein Waggon des Museumszugs am Bahnhof in Áno Lechónia – Foto: Birgit Gerlach

4. Hier spielt die Musik

Ágios Lavréntios ist das wohl schönste Bergdorf des Pílion. Im Sommer treffen sich hier jedes Jahr Musiker aus aller Welt. Gemeinsam wird in Workshops und Sessions musiziert, für Besucher werden Konzerte und Aufführungen veranstaltet. Vor und nach dem Festival versinkt das Dorf mit frischer Bergluft und tollem Meerblick wieder in seinen gemütlichen, sanften Schlummer.

Im autofreien Musikdorf Ágios Lavréntios – Foto: Birgit Gerlach
Im autofreien Musikdorf Ágios Lavréntios – Foto: Birgit Gerlach

5. Wir sind dann mal am Straaaaand

Kilometerlang erstreckt sich der Sandstrand von Choreftó am Osthang des Bergrückens. An schönen Wochenenden und Feiertagen und ganz besonders im Hochsommer platzt das Fischerdorf aus allen Nähten. Seinen würdigen Abschluss findet das kollektive Badevergnügen mit einem prächtigen Essen in einer der vielen guten Tavernen von Choreftó. Sind die Tagesausflügler wieder abgereist, hat man den riesigen Strand wieder fast für sich allein.

Vorsaison am Parisaina-Strand von Choreftó – Foto: Birgit Gerlach
Vorsaison am Parisaina-Strand von Choreftó – Foto: Birgit Gerlach

6. Mamma Mia!

Einen hübscheren Drehort für eine Komödie, die am griechischen Mittelmeer spielt, kann man mit Kulissen kaum herrichten: Das kleine Fischernest Damouchári war 2008 einer der Schauplätze für das Jukebox-Musical »Mamma Mia!« mit Meryl Streep in der Hauptrolle. Bis heute ist unvergessen, wie sie als Powerfrau Donna mit einer Schar von ausgeflippten Gefährtinnen die einzige Dorfgasse bis zum Strand heruntertanzt. Damouchári ist seitdem zwar um einiges gewachsen, hat sich aber viel von seinem ursprünglichen Charme bewahren können.

Der Hafen mit dem alten Zollgebäude in Damouchári – Foto: Birgit Gerlach
Der Hafen mit dem alten Zollgebäude in Damouchári – Foto: Birgit Gerlach

7. Olivenbrot an Schlucht und toller Kirche

Eine kulinarische Offenbarung, die Pilion-Besucher keinesfalls verpassen dürfen, ist das Olivenbrot des Bäckers Othonas Korbas in Miliés. Er packt neben den schönsten schwarzen Oliven saftige Gemüsezwiebeln in sein öltriefendes Brot. Am besten schmeckt es lauwarm. Eine weitere Offenbarung ist die von außen so unscheinbare Dorfkirche: Innen ist jedes noch so kleine Fleckchen kunstvoll ausgemalt, die prachtvolle hölzerne Ikonostase ist mit Blattgold belegt und die sagenhafte Akustik lockt immer wieder Chöre nach Miliés. Erreichen kann man den Ort mit dem Museumszug (s. o.), der über eine denkmalwürdige Brücke die sagenhafte Taxiarches-Schlucht überwindet.

Das beste Olivenbrot der Welt – Foto: Birgit Gerlach
Das beste Olivenbrot der Welt – Foto: Birgit Gerlach

8. Wander-Hochburg mittendrin

Die »Friends oft the Kalderimi« sind ein griechisch-internationaler Wanderverein mit Hauptsitz im hübschen Dorf Láfkos in der Mitte des Pílion. Zusammen mit dem Bergsteigerverein Vólos pflegen die umtriebigen »Freunde des Maultierpfades« die alten Wanderwege. Dabei entdecken sie oft längst vergessene Pfade, markieren sie und machen sie dadurch allen zugänglich. Gäste sind bei den Wanderungen ausdrücklich willkommen.

Wanderdorf Láfkos – Foto: Birgit Gerlach
Wanderdorf Láfkos – Foto: Birgit Gerlach

9. Frischer ist Fisch nirgends

Ganz im Süden des Pílion versteckt sich an der Ägäis ein kleines Juwel mit großem Hafen: das Fischerdorf Agía Kyriakí. Dort versorgen die vielen Fischkutter die guten Fischtavernen direkt von Bord mit dem frischen Fang. Ausgenommen und vorbereitet wird vor Ort, dann landet der Fisch auf dem Grill und schließlich auf dem Teller – alles unter den Augen der Gäste. Das kleine Dorf verfügt sogar über eine kleine Werft, auf der die Kutter bei Bedarf wieder flottgemacht werden.

Werft und Hafen in Agía Kyriakí – Foto: Birgit Gerlach
Werft und Hafen in Agía Kyriakí – Foto: Birgit Gerlach

10. Einsamkeit am letzten Zipfel des Pílion

Wer es noch beschaulicher mag, als die Dörfer im Pílion sowieso schon sind, mischt sich unter die 59 Einwohner der Insel Palaió Tríkeri am letzten Zipfel des Pílion. Den dortigen Hafen Ágios Ioánnis mit seinen beiden Tavernen erreicht man nur mit dem Taxiboot. Viele sind es nicht, die kommen, die meisten davon sind Tagestouristen. Wer länger bleibt, weiß die Abgeschiedenheit auf der autofreien Insel zu schätzen. Ein kleiner Supermarkt befriedigt die Bedürfnisse des Alltags, Frisches liefert das Gemüseschiff. Nur einmal im Jahr erwacht die Insel aus dem Tiefschlaf: im September, wenn das Fest des Klosters Panagía Evangelístria begangen wird und der halbe Pílion zum Feiern kommt.

Im Kloster auf der Insel Palaió Tríkeri – Foto: Birgit Gerlach
Im Kloster auf der Insel Palaió Tríkeri – Foto: Birgit Gerlach

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