Lesezeit: 1 minTop Ten

Teil 4: Mallorca
oder Einsames Badevergnügen unter Kiefern

Porträt eines lächelnden Mannes in Schwarzweiß. Er trägt eine Brille und hat kurze, dunkle Haare. Das Foto ist quadratisch und zentriert im Bild platziert. Der Hintergrund ist einfarbig weiß.

»Dieses Buch wollten wir eigentlich nie machen«, gestand Michael Müller in der Silvesterbeilage der Nürnberger Zeitung, weil die Insel »als Massenziel in Verruf steht«. Es ging – (irr-)witzigerweise – um einen Reiseführer, der sich als absoluter Bestseller erweisen sollte: Es ging um »Mallorca« (10. Auflage 2016). Thomas Schröder war einer der ersten, der ein individuelles und subjektives Buch zum vermeintlichen Ballermann-Eiland schrieb. In seiner Top Ten verrät der renommierte Reisejournalist die Orte, die sich auf Mallorca noch immer lohnen.


Mallorca – Thomas Schröders Top Ten

Essen & Trinken: Die Lokale an der Plaça Drassanes

Bis vor wenigen Jahren dominierten an der Plaça Drassanes die Müllkübel. Inzwischen hat sich der kleine, meernahe Altstadtplatz in Palma herausgeputzt. Nett sitzt man in der deutsch geführten »Bar Coto« mit großer Terrasse. Hier wird u. a. ein Mittagsmenü für 10 € serviert.
Nur abends öffnet das noch recht neue »Rest. Cocteleria Sadrassana«. Es handelt sich um ein aufs Edelste restauriertes altes Herrenhaus mit kostbaren Seidentapeten. Unten gibt’s gehobene Küche, aber auch die deftigen, Pizza-ähnlichen mallorquinischen »cocas« und gute Cocktails (jeweils 9 €). Im ersten Stock ist eine gratis zu besichtigende Galerie mit Werken zeitgenössischer Künstler eingerichtet. Selbst die Webseiten der beiden Lokale sind sehr gut gemacht. www.bar-coto.com, www.sadrassana.com.


Strand: Ein Spaziergang als Ouvertüre

Eine malerische Küstenlandschaft mit türkisfarbenem Wasser und felsigen Ufern. Zwei Personen laufen auf einem schmalen Weg entlang der Klippe. Im Hintergrund liegt ein Strand, gesäumt von grüner Vegetation, und eine Segelyacht schwimmt im Wasser. Der Himmel ist blau mit vereinzelten weißen Wolken.
Eine der ganz wenigen, noch versteckten Buchten an der Ostküste (Foto: Thomas Schröder)

An der Ostküste glänzt eine Bucht türkisfarbener als die andere, und alle sind sie mehr als gut besucht.
Eine Ausnahme macht – zumindest in der Nebensaison – die Cala S’Amarador im 1992 unter Naturschutz gestellten Parc Natural Mondragó. Das liegt daran, dass sie von der ähnlich hübschen Bucht Cala Mondragó nur über einen Fußweg zu erreichen ist und viele Strandfans sich gleich in der ersten »Cala« niederlassen.
Der zehnminütige Spaziergang entlang der Felsküste bildet die ideale Ouvertüre zu einem Badevergnügen unter Kiefern.


Shoppen: Finca-Style für alle

Seit dem Jahr 2007 schreibt das »Rialto Living« in Palmas Altstadtgässchen Carrer Sant Feliu 3 eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Mittlerweile füllt es sogar mehrere Etagen eines alten Palasts mit Wohn-Accessoires, Stoffen, Teppichen, Mode und mehr bis hin zur Möbelpolitur. Den stilsicheren schwedischen Gründern gehörte einst die Modekette GANT, heute richten sie ganze Landhäuser ein. Ihre bunten Gläser oder mallorquinischen Keramikschälchen sorgen daheim für Finca-Flair – und sind schöne Souvenirs für Freunde. www.rialtoliving.com.

Eine farbenfrohe Statue eines Mannes in traditioneller Kleidung, vermutlich aus dem Nahen Osten oder Südasien. Er trägt einen roten Turban, eine Jacke mit goldenen Verzierungen und rosafarbene Hosen. In seiner Hand hält er eine lange, hölzerne Trompete oder ein ähnliches Blasinstrument. Im Hintergrund sind grüne Pflanzen und eine dekorative Bordüre zu sehen.
Im Märchenmuseum von Artà (Foto: Thomas Schröder)


Urlaub mit Kindern: Das Märchenmuseum im Hinterland

Erst 2012 eröffnete das Museum »ArtArtà« im charmanten Städtchen Artà im Hinterland der Ostküste. Hier dreht sich alles um die »Rodalles« (= mallorquinische Märchen). Sie werden in der Ausstellung anschaulich dargestellt anhand von grotesken, zum Teil überlebensgroßen Figuren des örtlichen Künstlers Pere Pujol. Damit der Besucher auch versteht, warum der doofe Köhler versucht, zwei Kürbisse auszubrüten, gibt es ein deutschsprachiges E-Book für den Rundgang.
Eintritt 4 €, Kinder 2 €, in der Fußgängerzone C. Antoni Blanes 19. www.artarta.es.


Übernachten: Ein Kompromiss mit Palmengarten und Pool

Die Auswahl an Fincas und Landhotels ist schier unüberschaubar, die Nachfrage steigt stetig. Viele liegen sehr abgelegen und sind zum Teil nur über Feldwege erreichbar.
Ein schöner Kompromiss ist das »Hotel Finca Raïms« mit Palmengarten, Pool, geschmackvollen Apartments im mallorquinischen Stil und einem alten Weinkeller mitten in Algaida (DZ/Frühstücksbüffet 144-176 €), www.finca-raims.com.
Wer mit großer Familie oder Freundesgruppe eine ganze Finca auf Selbstversorger-Basis mieten möchte, findet Angebote schon ab weniger als 100 € pro Nacht auf www.fincallorca.de.

Eine kleine Kapelle mit Kruzifix steht inmitten üppiger, grüner Vegetation. Im Hintergrund erheben sich bewaldete Berge unter einem leicht bewölkten Himmel. Eine hohe Palme ragt neben der Kapelle empor und verleiht dem Bild einen mediterranen Charakter. Der Weg führt durch die Pflanzenwelt hin zur Kapelle.
Zu Fuß ins Künstlerdorf (Foto: Thomas Schröder)


Unterwegs: Hoch oben von Sóller nach Deià

Im »Künstlerdorf« Deià herrscht chronische Parkplatznot – alles kein Problem, wenn man zu Fuß kommt!
Von Sóller aus führt ein alter, recht gut beschilderter Fußpfad in rund drei Stunden (und mit einem möglichen Abstecher zur bildhübschen Badebucht Cala de Deià) ins Künstlerdorf, zurück geht’s per Bus. Unterwegs lockt – außer im Hochsommer – frisch gepresster Orangensaft und selbstgebackener Kuchen im Gut Ca’n Prohom mit seiner Raststation »Son Mico«.



Echt Mallorca: Ab in den Keller!

Ein belebter Innenraum eines traditionellen Restaurants mit Holztischen und Stühlen. An einer Wand sind mehrere alte Gemälde oder Drucke angebracht, die den Raum schmücken. Mehrere Gäste sitzen an den Tischen und genießen ihre Mahlzeit. Im Hintergrund sind große hölzerne Fässer zu sehen.
Ein Celler der alten Schule mit uralten Stierkampfplakaten (Foto: Thomas Schröder)

Rustikale mallorquinische Küche in alten Weinkellern steht besonders im Inlandsstädten Inca hoch im Kurs: Hier gibt’s Lamm, Zicklein oder eines der vielen anderen mallorquinischen Schmorgerichte. Man speist in angenehm-kühlem Ambiente, zum Beispiel im 1768 gegründeten »Celler Ca’n Ripoll« (Carrer Jaume Armengol 6).
Aber auch im jeder aktuellen Küchenströmung aufgeschlossenen Palma hat sich ein »Celler« der alten Schule gehalten. In dem mit uralten Stierkampfplakaten dekorierten »Celler Sa Premsa« geht es seit bald 60 Jahren laut, hektisch und äußerst fettreich zu. Dabei behalten die zum Teil seit Jahrzehnten tätigen Kellner immer den Überblick (Plaça Bispe Berenguer de Palou 8).

Ein älterer Mann steht lächelnd vor einem Weinkellerregal. Er trägt einen hellen Mantel über einem gestreiften Hemd und deutet mit seiner rechten Hand in Richtung des Regals. Das Regal ist voll mit unterschiedlichsten Weinflaschen, die sorgfältig angeordnet sind. Die Szene vermittelt eine einladende Atmosphäre eines Weinhandels oder einer Weinstube.
Tonis Regionalprodukte (Foto: Thomas Schröder)


Regionale Produkte: Toni hat alles

Bio-Wein, Würste aus Porreres, mallorquinisches Olivenöl, Flor de Sal, Honig, Schokolade … In dem kleinen, vollgestopften Delikatessenladen »Ca’n Puig« in Cala d’Or an der Ostküste findet jeder ein kulinarisches Souvenir. Besitzer Toni spricht gut Deutsch und berät kompetent.
C. Santanyí 12.

Eine Statue einer männlichen Figur in einem Umhang steht im Vordergrund, teilweise von Grün bewachsen. Im Hintergrund erhebt sich ein großes, historisches Gebäude mit mehreren Etagen und einem Turm auf einem Hügel. Die Landschaft ist grün und hügelig unter einem blauen Himmel mit Wolken. Das Bild vermittelt einen Eindruck von Geschichte und Architektur in einer malerischen Umgebung.
Nicht nur Eremiten schätzen den weiten Blick aus den Mauern des wichtigsten Wallfahrtszieles der Insel (Foto: Thomas Schröder)


Alles im Blick: Ein Wallfahrtsziel auf über 500 Metern Höhe

Ein weiter Blick bietet sich von der Ermita de Sant Salvador bei Felanitx. Das wehrhaft wirkende Kloster auf 509 Meter Höhe gehört zu den wichtigsten Wallfahrtszielen der Insel, sehenswert ist auch die Kirche mit ihrer opulenten Innenausstattung.
Bei gutem Wetter reicht die Aussicht fast über die ganze Insel. Wer »splendid isolation« und eine gewisse klösterliche Schlichtheit mag, kann hier oben sogar übernachten (DZ bzw. Apartment 50-112 €, www.santsalvadorhotel.com).



Wissenswertes: Der Orangen-Lehrpfad auf der Öko-Finca

Ein rustikales Steinhaus mit Terrakotta-Dach befindet sich inmitten eines blühenden Obstgartens. Die Bäume sind voll mit leuchtend orangefarbenen Früchten, vermutlich Mandarinen oder Orangen. Im Hintergrund erheben sich sanfte Hügel und ein klarer blauer Himmel ist zu sehen. Das Bild vermittelt eine idyllische Atmosphäre von Ruhe und Naturverbundenheit.
Ökologisch und spannend – der Orangen-Lehrpfad im Tal von Sóller (Foto: Thomas Schröder)

Orangen- und Zitronenbäume sind auf Mallorca weit verbreitet. Ganz besonders häufig finden sie sich aber im Tal von Sóller.
Etwas außerhalb von Sóller in Richtung Fornalutx haben die freundlichen Besitzer der Bio-Finca Eco Vinyassa einen »Orangen-Lehrpfad« angelegt. Dort erfährt man viel über den traditionellen Anbau, die Verarbeitung und alte Sorten von Orangen, Zitronen, Mandarinen, Clementinen & Co. Abgerundet wird der Besuch durch einen kleinen Imbiss mit Orangensaft, einen Beutel Früchte gibt’s dazu!
Camí de Sa Vinyassa 3, Eintritt 10 €, www.ecovinyassa.com.

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