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Künstliche Intelligenz kann die Vor-Ort-Recherche nicht ersetzen.
Konkurrenz zum Reiseführer?

Künstliche Intelligenz wird für viele Menschen in Deutschland zunehmend Teil ihres Alltags. Selbst Expertinnen und Experten zeigen sich mitunter überrascht vom rasanten Tempo der Entwicklungen. Eine aktuelle Studie des Digitalverbands Bitkom belegt: Bereits zwei Drittel der deutschen Bevölkerung ab 16 Jahren nutzen inzwischen zumindest gelegentlich generative KI – im Sommer des vergangenen Jahres waren es noch 40 Prozent. Mehr als die Hälfte der Berufstätigen wünscht sich KI-Unterstützung im Job, zehn Prozent setzen sie sogar ohne Wissen des Arbeitgebers ein.

Der Zeigefinger einer Hand deutet auf ein leuchtendes quadratisches Symbol, auf dem "AI" für "Artificial Intelligence" steht.
Mit KI generiertes Bild. © Advance Creation / Adobe Stock

Auch die Aussagen von OpenAI zur Eröffnung seiner ersten deutschen Niederlassung vor drei Wochen in München unterstreichen diesen Trend: Deutschland verzeichnet die höchste Zahl an ChatGPT-Nutzenden in Europa und gehört weltweit zu den drei wichtigsten Märkten für kostenpflichtige Abonnements. Auch im Geschäftskundenbereich und unter API-Entwicklerinnen und -Entwicklern zählt Deutschland zu den führenden Märkten außerhalb der USA. 

Dass die KI-Revolution auch vor dem Reisemarkt nicht Halt macht, überrascht kaum.
KI-gestützte Anwendungen versprechen, Urlaubsreisen schnell, individuell und mühelos zu planen. So bietet etwa Amazon eine Vielzahl an Reiseführern zu unterschiedlichsten Destinationen an – erhältlich ausschließlich beim Online-Riesen. Ein Beitrag auf tagesschau.de beleuchtet dieses Phänomen kritisch und warnt: »Wer bei Amazon fündig wird, sollte auf KI-generierte Inhalte gefasst sein – mit Fehlern, Schlampereien und teils völlig sinnlosen Texten.« Die angeblichen Autoren werden als »leidenschaftliche Entdecker und Geschichtenerzähler« beschrieben, die »detaillierte Einblicke« bieten. Doch wer nach diesen Personen sucht, sucht vergeblich.

Für etablierte Reiseführerverlage bedeutet diese KI-Konkurrenz eine ernstzunehmende Herausforderung. Die automatisch generierten Werke werden prominent beworben und erscheinen häufig ganz oben in den Suchergebnissen – ihre mangelnde Qualität ist auf den ersten Blick jedoch kaum erkennbar.

Ein Mann sitzt auf einem Holzgerüst. Um ihn herum sind 3 Skulpuren von lachenden Männern. Sie sollen Chinesen darstellen.
Michael Müller in Porto – Foto: privat

Auch wir beim Michael Müller Verlag verschließen uns nicht den Möglichkeiten, die KI bietet – aber wir setzen sie gezielt und sinnvoll ein. Bereits vor knapp zwei Jahren erklärte Verleger Michael Müller in einem Interview auf dem Blog hierdadort.de, dass er ChatGPT regelmäßig zur Überarbeitung seiner Reiseführer nutze. Die KI sei ein nützliches Werkzeug, etwa zur Recherche von Quellen im Netz. Doch man müsse in der Lage sein, die Plausibilität der Antworten einzuschätzen – denn KI kann auch halluzinieren, also falsche Informationen liefern.

Eines jedoch bleibt klar: Künstliche Intelligenz kann die Vor-Ort-Recherche nicht ersetzen.
Unsere Autorinnen und Autoren reisen persönlich in die Regionen, über die sie schreiben – mit offenen Augen, viel Erfahrung und echter Begeisterung. Sie probieren Hotels und Restaurants selbst aus, führen Gespräche mit Einheimischen und entdecken auch abseits der bekannten Pfade besondere Orte. Ihre Erlebnisse fließen direkt in unsere Reiseführer ein – lebendig, fundiert und authentisch. Was dabei entsteht, sind handgemachte Reiseführer mit Persönlichkeit und echten Tipps, die funktionieren.