Lesezeit: 1 minNachhaltig unterwegs

Teil 13: Dem Geschmack auf der Spur
Genussradeln am Gardasee

Judith Weibrecht, Autorin unserer Reiseführer »Wien – mal anders« und »Dublin – Abenteuer«, hat sich diesmal am Gardasee durch verschiedene regionale und biologisch hergestellte Produkte probiert und war dabei ausschließlich mit dem Fahrrad unterwegs. Neben dem beliebten Bardolino werden in der Region auch andere Weine sowie Olivenöl hergestellt. Letzteres bereits seit 2.000 Jahren! Und dass der Gardasee ohnehin immer eine Reise wert ist, zeigt unser Gardasee-Reiseführer, der bereits in der 11. Auflage vorliegt.

Porträt einer Frau mittleren Alters mit roten Haaren und blauen Augen. Sie lächelt freundlich in die Kamera. Im Hintergrund sind verschwommene grüne Bäume zu sehen, was auf eine Aufnahme im Freien hindeutet. Die Frau trägt kleine Ohrringe.
Autorin Judith Weibrecht

Den Gardasee und Umgebung auf nachhaltige Weise er-fahren. Geht das denn? Und wie! Ganz ohne Auto kann man per Fahrrad Produzenten regionaler Produkte besuchen, dabei noch etwas für Gesundheit und Umwelt tun und molto bene Schmankerln verkosten. Die Region Garda Trentino mit ihren vielen Bergen mag Radfahrer abschrecken, doch bietet sie auch einige gemütlichere Radstrecken, in Tälern, an Seen, Flüssen und Bächen, beispielsweise den Fahrradweg Valle dei Laghi im Sarca-Tal, und auch Teile der Radroute am Gardasee sind flacher.

Ausblick der Extraklasse – Foto: Judith Weibrecht
Ausblick der Extraklasse – Foto: Judith Weibrecht

Ich rolle die Viale Europa hinunter mit Blick auf Torbole und die Kitesurfer auf dem Wasser, und schon bin ich am Lago di Garda. Den See entlang radele ich unter Palmen und biege am Punta Lido ab zur Agraria Riva del Garda. Dies ist eine von Familien gegründete Genossenschaft, die zusammen ihre regionalen Produkte wie Wein, Olivenöl und vieles andere mehr herstellen und vermarkten. Im angeschlossenen Hofladen gibt es alles für die Pause, im hinteren Teil Verkostungen, z. B. des Olivenöls. Da erfahre ich, dass hier am 46. Breitengrad seit 2.000 Jahren Oliven kultiviert werden. »Fünf verschiedene Sorten gibt es hier«, erzählt ein Mitarbeiter, und ich probiere schlürfend. »Man muss auch Luft durch die Zähne ziehen, damit sich das Aroma voll entfaltet: von Rucola beispielsweise.« Das tut es mit einer gehörigen Portion Schärfe, die erst im Rachen auftritt.

Olivenöl-Verkostung – Foto: Judith Weibrecht
Olivenöl-Verkostung – Foto: Judith Weibrecht

»Wir wollen«, betont er, »das Territorium in Geschmack und Genuss verwandeln, und das auf möglichst nachhaltige Weise.« Sogenannte Null-Kilometer-Produkte werden hergestellt und verkauft, also beispielsweise Weine und native Olivenöle von »um die Ecke«. Den Verband der Agraria gibt es bereits seit 1926. 1957 kamen die Weinkellerei und 1965 die Ölpresse hinzu. Seit dem Jahr 2000 arbeitet die Agraria genossenschaftlich und verkauft alle möglichen landwirtschaftlichen Produkte aus der Region Garda Trentino mit ihrem speziellen, mediterranen Mikroklima.

Unterwegs im Tal – Foto: Judith Weibrecht
Unterwegs im Tal – Foto: Judith Weibrecht

Ebenfalls ab Torbole, genauer gesagt ab Linfano, wo die Sarca in den Gardasee mündet, gibt es einen Radweg den Fluss Sarca entlang, der ins Tal hinein und gen Norden führt. Das Tal wird auch Valle dell’Acqua (Tal des Wassers) oder aufgrund seiner zahlreichen Seen Valle dei Laghi (Tal der Seen) genannt, von den Einheimischen aber Valle dell’Ora del Garda, was Tal der Stunde des Garda-Windes bedeutet. Bis hinauf nach Toblino erstreckt sich ein Luftkanal, der viel warme Luft mit sich bringt. Das führt dazu, dass hier die angeblich nördlichsten Oliven, Zitronen und Wein angebaut werden können.

Immer wieder im Blick: der Gardasee – Foto: Judith Weibrecht
Immer wieder im Blick: der Gardasee – Foto: Judith Weibrecht

Dies freut den Kellermeister der Cantina Toblino, Claudio Brunner, der erzählt, dass sie hier viele biologische Weine kultivieren und es ihnen vor allem um Nachhaltigkeit gehe. »Seit 1999 bewirtschaftet die Kellerei 40 Hektar Weinberge zwischen Toblino-See und der südlichen Grenze des Pergolese mit modernsten Techniken und biologischen bzw. ökologischen Anbaumethoden.« 500 Produzenten haben sich hier zusammengeschlossen und fördern unter anderem die Wiederbelebung des Bergweinbaus. Wiederbelebt wurde auch die sogenannte Gründüngung. Chemische Unkrautbekämpfung ist verboten.

Umgeben von Wasser und Bergen  – Foto: Judith Weibrecht
Umgeben von Wasser und Bergen  – Foto: Judith Weibrecht

»Die Hosteria Toblino wiederum ist die gastronomische Seite der Kellerei«, erklärt Sebastian Sartorelli, der Küchenchef, und empfiehlt eine kleine Weinprobe mit drei bis fünf verschiedenen Weinen. Nosiola sei die einzige endemische Traube des Trentino und müsse verkostet werden. Aus ihr werde im Rahmen einer Spätlese bzw. aus deren Rosinen, die auf »Atrole« genannten Regalen trocknen, der Vino Santo hergestellt. Zehn Jahre lang reift er dann in kleinen Eichenfässern und ein Jahr in der Flasche. Gut, dass man sich hier ein köstliches Menü dazu als Unterlage oder auch einfach eine Brotzeit gönnen kann: kreative Trentiner Küche mit modernen und mediterranen Elementen.

Kreative Küche – Foto: Judith Weibrecht
Kreative Küche – Foto: Judith Weibrecht

Infos im Internet

Agraria Riva del Garda: agririva.it 
Cantina Toblino: toblino.it
Hosteria Toblino: hosteriatoblino.it

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