Top Ten

Teil 35: Thailand – der Norden
Unterwegs in einem legendären Königreich

Was ist ein „Monk Chat“? Soll es ein dickflüssiges Curry sein oder doch lieber ein Insektensnack? Welche Elefanten-Tour dient dem Schutz der Dickhäuter? Und wo genau liegt das ursprüngliche Thailand? Auf diese und andere Fragen hat Sandra Wohlfart die passenden Antworten gesammelt: in ihrem 400-seitigen Reiseführer zu Thailands Norden. In dieser Reportage verrät die Asien-Spezialistin ihre Top Ten: Sie reicht von einem Mekka für Tempelliebhaber bis zu Thailands viertgrößtem Süßwassersee, von einem Nationalpark in 2.565 Metern Höhe und Sonnenaufgängen, die „einfach kitschig schön sind“.

Chiang Mai – die Metropole im Norden

Chiang Mai, hier schlägt der Puls des Nordens. – Die Metropolregion, umrahmt von grünen Bergen, ist ein Muss für jeden Nordthailand-Reisenden. Bei einem Streifzug durch den Kad Luang, den größten Markt der Stadt, kann man sich ganz den Farben und Gerüchen hingeben: Hier gibt es fast alles zu kaufen. Wer noch mehr Markt will, der kann samstags und sonntags auf der bunten Walking Street im Herzen der Stadt flanieren, wenn sich die Tempelhöfe in Garküchen verwandeln …
Mit seinen unzähligen Tempeln ist Chiang Mai auch ein Mekka für Tempelliebhaber, und Architekturbegeisterte kommen bei den schön restaurierten Kolonialstilgebäuden auf ihre Kosten. Etwas Besonderes ist es, im Wat Chedi Luang, einer buddhistischen Tempelanlage, einem „Monk Chat“ beizuwohnen – man erlangt Mönchswissen aus erster Hand. Ein Besuch der vielen Museen lohnt sich für diejenigen, die mehr Einblick in die Kultur der Nordthais und der Bergvölker erhalten möchten. Und im Winter verwandelt sich die Stadt in ein wahres Blumenmeer: In den Parks und botanischen Gärten der Umgebung blühen die Pflanzen um die Wette.

Chiang Mai – die Metropole im Norden

Lampangs Altstadt und ihr berühmtester Bewohner

Gemütlich gibt sich die Altstadt Lampangs mit ihren hübsch erhaltenen Holzhäusern. Nachdem sich 1864 die ersten Teakholzfirmen niedergelassen haben, gewann die Stadt an Bedeutung. Es entstanden feudale Häuser im burmesischen Kolonialstil.
Der wohl berühmteste Bewohner war Louis Leonowens, Sohn der britischen Lehrerin Anna, die in Bangkok die Kinder von Rama IV. unterrichtete. Aus ihrer Biografie entstand das Musical „Anna und der König von Siam“ („The King and I“), das bis heute in Thailand verboten ist. Louis’ Haus und Firmensitz auf einem von schattenspendenen Bäumen gesäumten Land kann heute wieder besichtigt werden.
Weitere Häuser aus der Zeit des beginnenden 19. Jahrhunderts beherbergen Coffee Shops, Restaurants und Hotels und sind besonders schön am Samstag anzuschauen, wenn die Hauptstraße für den Verkehr gesperrt wird und die Walking Street beginnt. Eine Fahrt durch die Altstadt in einer der Pferdedroschken ist ein absolutes Muss, ebenso wie der Besuch der Keramikmanufakturen.

Lampangs Altstadt und ihr berühmtester Bewohner

Eine Übernachtung am Stausee mit Weitblick

Einer der zahlreichen Stauseen um Chiang Mai ist der Mae Ngat Dam. Traumhaft gelegen mit Blick auf die umliegenden Bergketten ist der See nur etwa 50 Kilometer von der Stadt entfernt.
Ein sehr schönes Naturerlebnis ist es, in dem schwimmenden Resort auf dem See zu übernachten. Im Mountain Float gibt es ganze Bungalows zu mieten, von zwei bis zehn Personen reicht der Platz. Außerdem hat das Mountain Float ein richtig gutes Restaurant, weshalb es sich auch für einen Tagesauflug lohnt. Und: Das klare Wasser des Sees lädt zum Baden ein!

Eine Übernachtung am Stausee mit Weitblick

Mit Dickhäuern auf Du und Du

Das mächtige Nationaltier der Thais, der Elefant, ist ein sicheres Highlight jeder Nordthailand-Tour. Wer sich intensiver mit dem Leben der Dickhäuter auseinandersetzen möchte, dem empfehlen wir einen Besuch bei „Elefanten-Bodo“.
Der ehemalige Elefantenpfleger Bodo Jens Förster hat 2002 die Organisation Elephant Special Tours zum Schutz der Dickhäuter gegründet. Inzwischen bietet er wunderschöne Touren und Erlebnisse mit den Elefanten an. Es handelt sich um Mehrtagestouren, bei denen die Gäste eine Beziehung zu den majestätischen Riesen aufbauen können. Es gibt sogar einen 7-Tages-Trip durch den Dschungel mit Kochgeschirr und Zelt – Naturburschen vor! Wem das zu viel ist, der kann auch gemütlich in einer Lodge übernachten und die Tagesprogramme von Bodo mitmachen …

Mit Dickhäuern auf Du und Du

Doi Inthanon – das Dach Thailands

Der höchste Berg Thailands mit einer stattlichen Höhe von 2.565 Metern ist ein beliebtes Ausflugsziel in der Region Chiang Mai. In den Wintermonaten fallen die Temperaturen nachts unter 0 Grad, und der Berg wird zu einem Camping-Highlight der Thais, die hier ihre Wintersachen endlich mal auspacken können.
Die Bergregion ist 1972 bereits zum Nationalpark erkoren worden und für Wanderer und Naturliebhaber ein Muss. Kurz vor dem Gipfel trifft man auf die Königspagoden – in den Wintermonaten von blühenden Weihnachtsternen, Chrysanthemen und Rhododendron flankiert. Der Park hat einige schöne Wasserfälle und Wanderwege, die mit einem einheimischen Führer erkundet werden können.

Doi Inthanon – das Dach Thailands

Chiang Rai – Meisterwerke und Museen

Die Provinz Chiang Rai, die sich nördlich an Chiang Mai anschließt und bis hinauf ins Goldene Dreieck zwischen Thailand, Laos und Burma führt, ist in den letzten Jahren aus dem Dornröschenschlaf erwacht und entwickelte sich zu einem kulturellen Zentrum. Besonders der weltbekannte weiße Tempel, der Wat Rong Khun, erschaffen von Chalermchai Kositpipat, ist unbedingt einen Besuch wert! Der Künstler verbindet moderne Tempelarchitektur mit alten Formen und heutiger Pop Art. Im Inneren sieht man Szenen aus dem Leben Buddhas gepaart mit Superman-Motiven oder Sequenzen aus Michael Jacksons „Thriller“.
Außergewöhnlich und interessant ist auch das Baan Dam-Museum, das schwarze Haus, wie es in der Übersetzung heißt. Der kürzlich verstorbene Künstler Thawan Duchanee hat 50 Jahre an diesem Meisterwerk gearbeitet und Häuser in den verschiedenen Baustilen Thailands errichten lassen. Auf dem großzügigen Areal stehen an die 40 Gebäude, die seine Sammlungen von Tierfellen, gehäuteten Schlangen und aus Tiermaterialien hergestellten Möbeln beherbergen.

Wat Rong Khun - der weltbekannte weiße Tempel

Geheimtipp Phayao

Die weitgehend unbekannte Provinz Phayao gilt immer noch als Geheimtipp. Tolle Sonnenuntergänge an Thailands viertgrößtem Süßwassersee, jede Menge Thainess und Lokalkolorit tun sich in der kleinen Provinzhauptstadt auf.
Mit einem Boot fährt man zum Wat Tilok Aram, einer kleinen Insel im flachen See. Einen Marmor-Chedi (= Schrein, Altar) kann man hoch oben im Wat Analayo bewundern. Außerdem werden die vom Aussterben bedrohten Mekong-Riesenwelse im See gezüchtet. In der Umgebung der von Bergen und Reisfeldern gesäumten Stadt können Wasserfälle besucht werden. Und die Sonnenuntergänge an der Seepromenade mit den vielen Restaurants sind einfach kitschig schön.

Geheimtipp Phayao

Sukhothai oder Die Wiege Thailands

Seit 1991 ist der historische Park Sukhothai UNESCO-Weltkulturerbe. Am einfachsten ist der Park auf zwei Rädern zu erkunden, Velovermietungen finden sich überall. Hinter jeder Ecke tun sich neue interessante Fotomotive auf, während man gemütlich die alte Königsstadt „erfährt“.
Das Reich der Sukhothais wurde von König Intharathit gegründet. Ihre Blütezeit lag zwischen 1248 und 1438. König Rhamkhamhaeng, ein Sohn Intharathits, hat das Reich erweitert, die ersten Schriftzeichen der thailändischen Sprache entwickelt und eine erste Verfassung geschaffen. Außerdem kam es zu einem Friedensschluss mit dem Lanna-Reich, das damals Chiang Mai, Chiang Rai und Phayao umfasste. Ende des 13. Jahrhundert war Sukhothai sogar eines der größten buddhistischen Zentren der Welt.
Heute kann man an den Ruinen erkennen, wie majestätisch-schön die Stadt einst gewesen sein muss, bevor sie im 16. Jahrhundert gebrandschatzt wurde. Sehr eindrucksvoll ist das Lichterfest Loi Krathong im Historical Park, wenn im November Vollmond ist.

Sukhothai oder Die Wiege Thailands

Das unberührte und ursprüngliche Thailand

Zerklüftete Berge und tiefe Täler, immergrüne Hänge und rauschende Flüsse – das ist die Natur der Bergprovinz Mae Hong Son! Die über 1.600 Kurven, die von Chiang Mai über Pai bis in den Westen nach Mae Hong Son reichen, sind legendär. Die Straße führt durch unberührte Natur, vorbei an kleinen Bergdörfern und bietet immer wieder spektakuläre Ausblicke in die Bergwelt des Nordens.
Mae Hong Son, die beschauliche Provinzhauptstadt im äußersten Westen des Königreiches, besticht durch ihre Ursprünglichkeit. Am Morgen den Sonnenaufgang vom Doi Khong Mu aus zu genießen und in die Wälder zum Pang Ouan-See zu fahren, um eine Bambusfloß-Tour zu unternehmen, bleibt ein unvergessenes Erlebnis. Auch die chinesische Enklave Baan Rak Thai mit den Teeplantagen und dem chinesischen Flair ist einen Ausflug wert. Und natürlich darf ein Abstecher nach Pai nicht fehlen! Das auf einem Hochplateau gelegenen kleine Bergdorf wurde durch einen Film berühmt, und seither strömen Thais und Touristen gleichermaßen in das chilligste Dorf des Nordens.
Gemütliche Bungalowanlagen, Bars oder Restaurants finden sich in dem Ort am gleichnamigen Fluss und laden zum Verweilen ein. Mit dem Scooter kann man Ausflüge in die Umgebung starten und das ursprüngliche Thailand erkunden: Reisbauern bei der Arbeit zusehen, in heißen Quellen baden oder einfach irgendwo in der Hängematte abhängen.

Das unberührte und ursprüngliche Thailand

Küche und Kochkünste

Die Küche des Nordens ist weniger scharf als in anderen Landesteilen und wird stark von den Gerichten aus der laotischen und burmesischen Küchenkultur beeinflusst. Beispielsweise das Hanglay Curry, ein dickflüssiges Curry mit Kardamom, Zimt und Nelken. Beliebt ist auch die Sai Ua – eine Schweinebratwurst mit Zitronengras vom Grill, die mit rohem Knoblauch, Salat und Chili gereicht wird. Ebenfalls typisch: Khao Soy, eine Curry-Suppe mit gelben Nudeln und Kokosmilch, serviert mit eingelegtem Kohl und rohen Zwiebeln, dazu gibt es scharfe Chili-Paste.
Die Laab-Salate aus gehackten Fleisch oder Fisch mit reichlich Gemüse gehen immer als Snack. Wer will, kann sich auch mit Insektensnacks vergnügen. Die Nudelsuppe ist für europäische Gaumen ein zugänglicherer Klassiker.
Ein Tipp zum Schluss: Man sollte unbedingt das Essen der Garküchen an der Straße probieren, denn authentischer geht’s nimmer! Auch auf den Walking Streets hat es viele originale Speisen, einfach auf einem Plastikhocker Platz nehmen und sich überraschen lassen.

Küche und Kochkünste

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