Reportage

New York zum Nulltarif

Es ist soweit: Das erste MM-Buch zu den Staaten verlässt die Druckpresse. Der MM-City-Guide »New York« (1. Auflage). Doch nicht nur das Buch ist günstig – 14,90 Euro, innerhalb Deutschlands versenden wir portofrei, eine herausnehmbare Karte ist inkludiert – auch die 8-Millionen-Metropole kann zum Schnäppchenpreis bereist werden. Ein Wegweiser von Dorothea Martin.


New York City ist Glimmer und Glamour, höher, weiter und schneller, bunter und greller – kurz: eine der teuersten Städte der Welt. Daran kann leider auch der zur Zeit so schwache Dollar oder das beste Reisebuch fundamental nichts ändern. Die horrende Hotelrechnung zieht einem das letzte Hemd aus; es sind weniger die exotischen Gewürze als vielmehr die ausufernden Preise, die einem im Restaurant die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Und was die happigen Eintritte zu den Museen oder anderen Sehenswürdigkeiten betrifft, wird selbst der beflissene Bildungsbürger zum Kulturbanausen. Doch New York City ist weder unerreichbar noch unbezahlbar. Man kann hier nämlich allerhand erleben, ohne das gesamte Jahresbudget für Urlaube auf den Kopf zu hauen! So gibt es gerade hier eine überraschend große Auswahl an Kulturellem und an Vergnügungen, die kostenlos (ja, gänzlich kostenlos!) sind. Schöngeistige und preisbewusste Besucher sollten ihre Reise nach New York deshalb auf jeden Fall im Sommer unternehmen. Dann geraten Sie vielleicht nur aus den logisch nachvollziehbaren Gründen (wie hohe Außentemperaturen oder ekstatische Freudenausbrüche) ins Schwitzen …
Bevor es losgeht, noch einige Zahlen: Bei einer Bettenauslastung von 85 % verzeichnet New York jährlich 45 Millionen Besuchern, die vor Ort insgesamt fast 23 Milliarden Dollar ausgeben, also 511 Dollar pro Person. Mit den folgenden Tipps und Tricks werden es sicher weniger!


Auf Schritt und Tritt – Stadtführungen im Big Apple

Es ist überhaupt keine schlechte Idee, sich in einer unbekannten Millionenstadt erst einmal per Sightseeingtour zu orientieren und so – wenigstens im Geiste – Downtown, Midtown und Uptown zu entwirren. Außerdem sieht man eben immer nur, was man auch weiß. Leider kommt Sie diese strategisch kluge Bustour durch Manhattan mit kommerziellen Unternehmen echt teuer zu stehen (bis zu $ 72.00!). Um so verlockender erscheinen da die vielen kostenlosen (!) Führungen durch einzelne Stadtbezirke oder Straßenzüge, die in der Regel von qualifizierten Guides der Big Onion Walking Tours geleitet werden (leider nur auf Englisch!). Das ganze Jahr über können Sie so vertiefte Kenntnisse über den Central Park und seine Flora und Fauna gewinnen (www.centralparknyc.org), Spannendes über die Theater und Kunstinstallationen in und rund um den Times Square erfahren (www.timessquarenyc.org) oder sich in die Schönheiten und Geheimnisse der Grand Central Station einweihen lassen (www.grandcentralterminal.com); selbst die historischen Straßenschluchten Lower Manhattans sind im Programm verzeichnet (www.downtownny.com). Von Frühling bis Herbst werden Ihnen auch die Underground- und Gegenkulturen der Lower East Side (www.lowereastsideny.com), die 8th Street bis ins künstlerisch angehauchte Greenwich Village (www.villagealliance.org/events.html) oder die 34th Street (34thstreet.org) rund um das Empire State Building näher gebracht.
Persönlicher, aber mit genauer Vorausplanung verbunden, sind die Führungen der Big Apple Greeter. Diese Guides sind keine Profis, sondern schlichtweg New Yorker Bürger, denen es Spaß macht, Besuchern ihr Wohnviertel zu zeigen. Um eine solche Führung (in der Sprache Ihrer Wahl) zu arrangieren, müssen Sie sechs Wochen vorher buchen und dabei eine New Yorker Telefonnummer angeben, unter der Sie zu erreichen sein werden (Tel: 212-669-8198, www.bigapplegreeter.org). Die sicher schönste Art und Weise, sich mit der Stadt vertraut zu machen, ist die vom Wasser aus. Die romantische Bootsrundfahrt mit der (kostenpflichtigen) Circle Line könnten Sie zu Gunsten Ihrer strapazierten Finanzen durch eine Spritztour auf dem historischen Feuerwehrschiff John J. Harvey von 1931 ersetzen, das am Pier 63 am North River zu finden ist (West 23rd Street). Sie brauchen dazu allerdings ein Quäntchen Glück, denn diese Cruises finden nur unregelmäßig statt. Die Daten werden auf der Webseite www.fireboat.org veröffentlicht.
Falls es terminlich diesmal nicht klappen will, können Sie immer noch die Staten Island Ferry am Whitehall Terminal besteigen, die Sie ganz umsonst für Ihr Traumfoto an der Statue of Liberty und Ellis Island vorbeischippert.


In welchem Rahmen auch immer – Bildende Kunst in NY

Wer satte $ 20 Dollar dafür gezahlt hat, Andy Warhols Marilyn Monroe in Natura bestaunen zu dürfen, dem ist der Appetit auf die hohe (lies: hochpreisige) Kunst vielleicht erst einmal vergangen. Um so schmackhafter erscheinen da plötzlich die wirklich zahlreichen Galerien (Schwerpunkte bilden SoHo, Chelsea, die 57th Street oder in Brooklyn die Stadtteile DUMBO und Williamsburg), die grundsätzlich keinen Eintritt verlangen und vom Konventionellen bis zum Albernen für jeden Geschmack etwas zu bieten haben.
Auch horten viele erfolgreiche Unternehmen Kunstschätze – und hängen diese dann in ihre Firmenlobbys. Deshalb lohnt es sich, durch eine der blitzenden Drehtüren zu rotieren – und zu staunen: z.B. IBM in der 57th Street oder die Park Avenue Bank, 350 Park Avenue.
Halten Sie unbedingt Ihre Augen offen, wenn Sie mit der Subway unterwegs sind! Das Projekt »Arts for Transit« sorgt seit einigen Jahren dafür, dass sich einige spannende Kunstwerke an markanten Bahnhöfen befinden: z.B. Roy Lichtenstein-Comics am Times Square, »My Coney Island Baby« von Theatermacher Robert Wilson, eine Glaskachelwand mit Berühmtheiten des Viertels, in der Stillwell Avenue Station, Sol LeWitts kunterbunte Statue »Whirls and Twirls« am Columbus Circle.
Wenn es Sie trotzdem (und verständlicherweise) in die einschlägigen Museen zieht, ist keine kriminelle Energie, sondern schlicht Geduld entscheidend. Wappnen Sie sich für lange Schlangen – und kommen Sie einfach am »pay-as-you-wish«-Tag, an dem Sie so viel oder so wenig bezahlen können, wie Sie für richtig halten. (Das MoMA ist dergestalt freitags von 16-20 Uhr zu besuchen, das Salomon R Guggenheim Museum freitags von 18-20 Uhr und das Whitney Museum of American Art ebenfalls freitags von 18-21 Uhr. Die Stadtmagazine Time Out und New Yorker helfen diesbezüglich weiter.) Es versteht sich von selbst, dass man sich nicht unverschämt benimmt – und einen angemessenen Preis berappt.
Sollten Sie schließlich meinem Rat folgen und im Juni in New York sein, verpassen Sie auf keinen Fall das Museum Mile Festival. Während dieses lebendigen Straßenfestes entlang der Fifth Avenue in der Upper East Side stehen Ihnen nämlich auch alle 9 dortigen Museen offen – unentgeltlich, versteht sich (www.museummilefestival.org). Darunter fallen u.a. Metropolitan Museum of Art, Guggenheim Museum, Frick Collection, Neues Museum.


Für Auge und Ohr – Musik und Theater in der Metropole

Konzert- und Opernkarten werden in Amerika – anders als bei uns – nicht vom Steuerzahler subventioniert und sind entsprechend teuer. Um diese Kosten zu umgehen, können sich Musikfreunde im Sommer auch ganz umsonst auf Weltniveau bespielen lassen. Im Central Park finden auf dem Great Lawn ab 15. Juni bis in den Herbst Konzerte der New York Philharmoniker und der Metropolitan Opera statt (www.metopera.org). Auf der Summerstage gibt es außerdem Theater- und Tanzaufführungen (www.summerstage.org).
Während der »Free for All at Town Hall«-Serie wird, ebenfalls im Juni, vor dem Rathaus eifrig musiziert (www.freeforalltownhall.org).
Schließlich können Sie auch am Union Square von Juni bis August jeden Mittwoch Musikkonzerten lauschen oder Tanzvorführungen beiwohnen (www.unionsquarenyc.org).
Von Kritikern hochgelobt und ebenfalls »for free« ist das Festival »Shakespeare in the Park«, eine Serie von Theateraufführungen mit mindestens einem Stück des Dramatikers. Für die (kostenlose) Karte müssen Sie allerdings am Tag der Aufführung direkt am Ort der Darbietung, dem Delacorte Theater im Central Park (ab 13 Uhr), oder beim Veranstalter, dem Public Theater, anstehen (425 Lafayette Street, 13-15 Uhr, www.publictheater.org).
Auch als eingefleischtem Musical-Fan ist Ihnen – Sie ahnen es – der Juni wärmstens zu empfehlen, werden doch in der zweiten Junihälfte einem interessierten Publikum die Highlights aus den erfolgreichsten Broadwayinszenierungen unentgeltlich dargeboten. »Broadway under the Stars« heißt der Abend und findet aus Platzgründen neuerdings auf dem Great Lawn im Central Park seine Zuschauer. Letztes Jahr kamen 30.000 Besucher, doch keine Sorge, es wird sich schon noch ein Plätzchen für Sie finden (www.BroadwayUnderTheStars.com)!

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