Lesezeit: 1 minWussten Sie, dass ...?

Teil 19: Die Raffinerien der Pfalz.
Ein kleiner Ausflug zur Erdölgewinnung zwischen idyllischen Weinbergen.

Zwei von fünf Deutschen verbrachten 2013 ihren Urlaub im eigenen Land. Vielleicht einer der Gründe, weshalb sich unser Pfalz-Reiseführer (3. Auflage 2014) zu einem kleinen Deutschland-Bestseller entwickelt hat. Ein zweiter Grund besteht möglicherweise darin, dass unsere Bücher immer ein wenig mehr sein wollen als nur: Reiseführer. Oder wussten Sie, dass in der Pfalz – seit 1955 – Erdöl gefördert wird?

Porträt eines Mannes in Schwarzweiß. Er hat einen glänzenden, kahlrasierten Kopf und ein freundliches Lächeln. Der Blick ist leicht seitlich gerichtet. Im Hintergrund verschwommene Landschaftsdetails.
Porträt einer lächelnden Frau in Schwarzweiß. Sie hat kurze, dunkle Haare und trägt ein helles Oberteil. Der Hintergrund ist neutral und lässt die Person hervorstechen. Das Bild wirkt freundlich und nahbar.


Wenn man die Weinberge der Südpfalz durchstreift, erscheint einem vieles sehr idyllisch: viel grünes oder buntes Weinlaub, hin und wieder hohe Baumreihen, von Hecken gesäumte Bäche und am Ende mancher Weinzeile steht ein Rosenstock. Dazwischen tauchen die kleineren, aber auch größeren Dörfer auf. Von einigen Stellen aus ist von den Dörfern nichts als der Kirchturm zu sehen. Der Rest verschwindet hinter den sie umgebenden Hügeln. Doch hin und wieder bleibt der Blick an einem teilweise rostigen Zaun und dem dahinter liegenden »Ding« hängen. Auf ca. 30 x 30 m großen, umzäunten Parzellen stehen seltsame und eher wenig idyllische Gerätschaften, deren Gestalt an Pferdeköpfe erinnert.


Das größte Erdölvorkommen Süddeutschlands

Ölförderpumpe in einer offenen Landschaft. Die grüne Pumpe ist im Vordergrund zu sehen, mit einem Metallgerüst, das rhythmisch auf und ab bewegt. Im Hintergrund erstrecken sich trockene Felder und kahle Bäume unter einem hellen Himmel. Das Bild vermittelt einen Eindruck von industrieller Landwirtschaft oder Ölförderung in einer ländlichen Umgebung.
Eine der berühmten Pferdekopfpumpen für Süddeutschlands größtes Erdölfeld (Foto: Stefanie Schmitz-Veltin)

Die Erklärung überrascht: Hier werden die Weinberge industriell genutzt. Die als »Pferdekopfpumpen« bezeichneten Maschinen dienen der Erdölförderung. In der geologisch vielfältigen Grabenstruktur des Oberrheingrabens gibt es an einigen Stellen – bis heute – Erdölvorkommen. 50 km weiter südlich, im elsässischen Peschelbronn, wurden bereits im 18. und 19. Jahrhundert Ölsande abgebaut. Auch im südpfälzischen Frankweiler war das Vorkommen von »schwarzem Gold« bekannt; es trat in den Kellern aus.

So machte man sich auf die Suche nach mehr Öl – und dem erhofften Wohlstand. Doch die Suche verlief lange erfolglos. Die gefundenen Ölmengen waren zu gering, um einer Förderung würdig zu sein. Erst 1955 wurde in durchschnittlich 1.200 m Tiefe das Landauer Ölfeld entdeckt: ein großes, aus acht Schollen bestehendes Erdölfeld in tertiären Mergel- und Sandsteinschichten.

Ein asphaltierter Weg schlängelt sich durch einen Weinberg, der bis zu einem sanften Hügel reicht. Die Sonne scheint hell hinter einer Baumgruppe hervor und erzeugt einen strahlenden Effekt. Im Hintergrund sind weitere Hügel in der Ferne sichtbar. Das Bild vermittelt eine friedliche und ländliche Atmosphäre.
Abendidylle pur. An den Weinbergen der Pfalz (Foto: Stefanie Schmitz-Veltin)

Seither wird das Öl industriell gefördert. Im Laufe der Jahre wurden 200 Bohrungen getätigt und 4,4 Mio. t Erdöl gewonnen. Derzeit liefern die knapp 70 Pferdekopfpumpen jährlich um die 20.000 l Öl. Der wertvolle Rohstoff wird in die nahe gelegene Raffinerie Karlsruhe gebracht und dort weiterverarbeitet. Zugegeben, der Anteil an der deutschen Erdölproduktion liegt unter einem Prozent, aber dennoch ist das Landauer Erdölvorkommen das größte Süddeutschlands.

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