Abseits der Routen

Teil 20: Dänemark - Nordseeküste
oder Ein Ausflug auf die Insel Mandø

In dieser Reportage geht es mit Heidi Schmitt, die ihren ersten Dänemark-Reiseführer für uns geschrieben hat, nach Mandø, ein Eiland im dänischen Wattenmeer. Man erreicht die spärlich besiedelte Insel mit dem Auto (auf eigene Gefahr!) oder einem entspannt-abenteuerlichen Traktorbus und kann Vögel und andere Wattbewohner beobachten. Im Sommer sieht man Robben, und sogar eine urige Holzsauna gibt es. Heidi Schmitt hat alle wichtigen Tipps parat!

  
Die dänische Insel Mandø ist eine grüne Perle im Wattenmeer. Das Leben der etwa 30 Insulaner ist seit ewigen Zeiten geprägt von den Gezeiten. Nur bei Ebbe ist ihre Insel erreichbar, und bei Flut hat die Handvoll Schulkinder frei. Eine Reise auf die Insel wird zu einem kleinen Abenteuer, bei dem man die Reize des Wattenmeers in seiner ursprünglichen Naturschönheit erleben kann.

Der Kutscher kennt den Weg

Die Anreise nach Mandø ist ein kleines Abenteuer. Über den Ebbevej (hier bei Flut) dürfen nur die Traktorbusse bei Ebbe fahren. (Foto: Heidi Schmitt)
Die Anreise nach Mandø ist ein kleines Abenteuer. Über den Ebbevej (hier bei Flut) dürfen nur die Traktorbusse bei Ebbe fahren. (Foto: Heidi Schmitt)

Vom Deich beim Festlandsdorf Vester Vedsted startet die Tour über einen befestigten Wattweg, den Låningsvejen. »Keine Überfahrt ohne Kenntnis der Gezeiten!« mahnt ein Warnschild die Autofahrer, die die Anfahrt auf der rauen, pfützenverzierten Schotterpiste wagen. Das Dreiecksschild »Auto im Wasser« untermauert das. Zweimal täglich wird Mandøs Nabelschnur zum Festland überflutet. Etwa 1,60 m hoch steigt das Wasser im Normalfall. Die Höhe der Flut ist nicht nur von der normalen Tide abhängig, sondern kann durch wechselnde Windverhältnisse oder bei Voll- und Neumond stark variieren. Immer wieder werden Autofahrer vom rasch auflaufenden Wasser überrascht und müssen die Kosten für Rettung und Bergung tragen.
Den größeren Spaß-Faktor und die größtmögliche Sicherheit für »Landratten« im unbekannten Terrain bietet die Fahrt mit dem Traktorbus ab Vester Vedsted. Vom Oberdeck des Doppeldeckers aus kann man während der 40-minütigen Fahrt die Aussicht genießen. Zwei Unternehmen pendeln – ebenfalls nur bei Ebbe – über den mit Weidenruten abgesteckten und direkt über den Meeresgrund führenden Ebbevej. Und auch wenn die ersten (oder letzten) Wellen über die Fahrspur schlagen, braucht man sich als Mitreisender auf dem offenen Traktorbus keine Sorgen machen. Der Kutscher kennt den Weg! Für Gesprächsstoff ist unter den Wattenmeer-Entdeckern jedenfalls reichlich gesorgt.

Fernglas und Gummistiefel nicht vergessen!

Auf die raue Schotterpiste nach Mandø sollte man sich nur mit aktuellen Informationen über die Gezeiten wagen. (Foto: Heidi Schmitt)
Auf die raue Schotterpiste nach Mandø sollte man sich nur mit aktuellen Informationen über die Gezeiten wagen. (Foto: Heidi Schmitt)

Mandø selbst erkundet man am besten zu Fuß oder mit dem Fahrrad (Leihfahrräder gibt es auf der Insel bei Mandøbussen). Innerhalb des Deiches liegen die landwirtschaftlich genutzten Flächen. Zum Meer hin bilden Salzwiesen das Terrain für Deichschafe und Wattvögel. Nicht nur für Hobby-Ornithologen empfiehlt es sich, ein Fernglas dabeizuhaben. Wer mit Gummistiefeln ausstaffiert an der Wasserkante entlanggeht, kann Krabben, Wattwürmer und andere Wattbewohner beobachten.
Das kleine Dorf Mandø By im Südwesten der Insel hat alles was ein Dorf ausmacht: Kirche, Gasthof, Dorfladen. Für Übernachtungsgäste gibt es einen kleinen Campingplatz und ein paar Ferienhäuser. Ruhig und familiär geht es zu auf Mandø. Der Dorfladen Mandø Brugs ist die Kommunikationszentrale der Insel. Hier erfahren Touristen alles Wichtige – von Abfahrtsplan der Traktorbusse über Gezeitenplan bis Wetter – und die Hausfrauen nutzen ihren Besuch zum Klönschnack.

Robbensafari und Bernsteinsuche

Das Mandøcenter informiert mit einer kleinen Ausstellung über die Insel. An der Sturmflutsäule wird man sich der ausgesetzten Lage des Eilandes bewusst, das schon viele schwere Sturmfluten hinnehmen musste. Die Mandø Kirke ist einen Blick wert. Von Seeleuten gestiftete Schiffsmodelle und Rentiergeweihe, die früher als Hutablage benutzt wurden, fallen als charakteristische Details ins Auge.
Südwestlich der Insel liegt die 30 Quadratkilometer große Sandbank Koresand, die man im Sommer bei einer geführten Tour mit dem Pferdewagen erreicht. Hier lassen sich Robben die Sonne auf den Bauch scheinen, man kann Bernstein finden und ein erfrischendes Bad im Meer nehmen.
Wer vom Wind so richtig durchgepustet ist, der kann sich am Klithus Mandø in einer urigen Holzsauna in den Dünen mit Tauchbottich und Dusche ein Outdoor-Wellnesserlebnis gönnen. Deftige Stärkung gibt’s im Mandø Kro mit regionalen Speisen wie Scholle oder Steak. Feinen Barista-Kaffee mit hausgebackenem Kuchen kann man im gemütlichen Café Mandøpigen genießen.


Reisepraktische Infos:

Die blau-roten Traktorbusse von Mandøbussen starten vom Parkplatz des Vadehavscentret in Vester Vedsted, Okholmvej 5. Hin- und Rückfahrt: 60 DKK. Fahrplan im Aushang vor Ort und auf der Webseite. www.mandoebussen.dk
Die grün-roten Traktorbusse von Mandø Kro & Traktorbusser starten am Mandøvej 31, Fahrplan auf der Webseite. Hin- und Rückfahrt: 60 DKK. www.mandoekro.dk
Gezeitentabelle (Tidevandstabeller): www.dmi.dk
Tipp: Alles Wissenswerte über das Wattenmeer sowie seine Flora und Fauna vermittelt die spannend inszenierte Ausstellung des Vadehavscentret Vester Vedsted. Mai-Sept. tägl. 10-17 Uhr, Okt.-April tägl. 10-16 Uhr, Okholmvej 5, Tel. 75 44 61 61, www.vadehavscentret.dk

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