Lesezeit: 1 minReportage

Eine Stadt zum Verlieben
Trondheim

Norwegen ist für viele ein Sehnsuchtsziel. Unser Autor Armin Tima war für die Arbeit an seinem Norwegen-Reiseführer schon viele Male im Land der Fjorde. Besonders angetan hat es ihm die Stadt Trondheim, die ihn schon bei seiner ersten Recherchereise vor 15 Jahren verzauberte. Was ihm an der Stadt mit dem berühmten Dom und den hübschen bunten Häusern am Fluss besonders gut gefällt, verrät er hier:

Ein Mann mit Glatzkopf und Sonnenbrille lächelt in die Kamera. Er trägt ein blaues Hemd mit kurzen Ärmeln. Im Hintergrund ist ein blauer Ozean oder See zu sehen, auf dem sich einige Boote befinden. Das Bild wirkt sonnig und fröhlich.
Autor Armin Tima

„Trondheim ist eine Stadt zum Verlieben“ – so beginne ich etwas klischeehaft das Trondheim-Kapitel in der Erstausgabe meines Norwegen-Reiseführers von 2010. 15 Jahre ist das jetzt her. Siebenmal war ich seitdem vor Ort, um mein Buch zu aktualisieren, und immer wieder war der Aufenthalt in Trondheim ein besonderes Erlebnis. Ich erinnere mich noch sehr gut an die erste Recherche und den allerersten Eindruck an jenem Augusttag im Jahr 2009. Mit dem Auto von Süden kommend, fuhr ich auf der Elgeseter-Brücke über den Fluss Nidelva, wo an den Uferwiesen junge Leute beim Sonnen, Spielen, Grillen und Feiern zu sehen waren. Im Hintergrund, nur ein paar Hundert Meter weiter: die Türme des mächtigen Nidarosdoms, der als wichtigstes sakrales Bauwerk Norwegens gilt. Im Nachhinein betrachtet, fängt dieser kurze Moment ganz gut ein, was die Stadt für mich ausmacht: Trondheim vereint das Beste aus zwei Welten, ist alt, historisch und kulturell bedeutend, aber auch jung, unkompliziert und lebensfroh.

Quer über einen breiten Fluss sieht man eine Häuserreihe mit bunten Fassaden.
Begehrteste Lage der Stadt: In einigen historischen Speicherhäusern sind mittlerweile Wohnungen untergebracht – Foto: Armin Tima

Königshof der Wikinger

Die Stadtgründung wird auf das Jahr 997 datiert, als König Olav Tryggvason hier seinen Hof Nidarnes ansiedelte. Sein Nachfolger Olav II. fiel 1030 in der Schlacht von Stiklestad und wurde nur ein Jahr später heiliggesprochen. Über seinem Grab wurde eine Kapelle errichtet, die nach und nach zu der prunkvollen Steinkirche ausgebaut wurde, die ab 1152 als Nidarosdom Sitz der ersten norwegischen Erzdiözese war. Ende des 13. Jh. wurde Oslo zur Hauptstadt ernannt, und Trondheim verlor zunehmend an Bedeutung. Ein verheerender Brand im Jahr 1681 hätte fast das Ende der Stadt bedeutet, aber Trondheim war zu diesem Zeitpunkt ein wichtiger Exporthafen für Holz und Erz, sodass man sich für den Wiederaufbau entschied. Der Handel mit dem Erz, das in den Minen von Røros abgebaut wurde, erwies sich als äußerst lukrativ und bescherte der Stadt einen gewissen Wohlstand. Zu sehen ist das noch heute an einigen prunkvollen Gebäuden aus dieser Zeit, wie etwa dem Stiftsgården, dem größten Holzgebäude in ganz Norwegen.

Im Vordergrund ist ein Springbrunnen, welcher von einem U-förmigen, gelben Gebäude umrahmt wird.
Holzpalais Stiftsgården: im 18. Jh. erbaut, heute residiert hier die Königsfamilie – Foto: Armin Tima

Modern und lebendig

Heute ist Trondheim eine entspannte 210.000-Einwohner-Stadt. Die 1910 gegründete Technisch-Naturwissenschaftliche Universität (NTNU) gehört zu den besten des Landes, und mittlerweile ist statistisch gesehen jeder sechste Einwohner der Stadt ein Student. Das zeigt sich besonders an den Wochenenden, wenn sich zu später Stunde die Restaurants, Bars und Clubs der Stadt füllen.

Ein beleuchtetes Boot mit mehreren Personen fährt abends auf einem Fluss. Im Hintergrund ist eine Häuserreihe, welche sich im Fluss spiegelt.
Perfekt im Sommer, aber auch im Herbst ein Erlebnis: schwimmendes Pub auf dem Fluss Nidelva – Foto: Armin Tima

Und wenn nach durchzechter Nacht am Morgen danach der Kopf schwer ist, dann ist die Erholung ganz nah. In weniger als einer halben Stunde fährt man mit der nördlichsten Straßenbahn der Welt zum Wandern in die umliegenden Wälder oder einfach mit dem Bus an eine der zahlreichen Badebuchten am Trondheimsfjord. Kulinarisch ist Trondheim am Puls der Zeit, ohne dabei seine Wurzeln zu vergessen. Das Bier stammt aus regionalen Mikrobrauereien, auf den Teller kommen bodenständige Klassiker wie Rentiereintopf, aber auch trendige Nordic Cuisine, in der lokale Zutaten neu interpretiert werden.

Eine Serviceperson steht hinter einer Theke auf der mehrere Teller mit dem gleichen Gericht liegen. Die Person hat einen Topf in der Hand und dekoriert die Gerichte mit einer Soße.
Angesagte Nordische Küche: Hier wird im Restaurant Tollbua angerichtet – Foto: Armin Tima
Tische in einem edlen Restaurant mit Stuck an den Wänder und Decken. Alles ist in weiß und beige Tönen gehalten. Über einem mittigen Tisch hängt ein Kronleuchter.
Sternelokal im Britannia Hotel: High-End-Gastronomie im besten Hotel der Stadt – Foto: Armin Tima

Hochkarätige Sehenswürdigkeiten

Trondheim hat bei aller studentischen Lässigkeit auch einiges an Kulturprogramm zu bieten. Ein Besuch im Nidarosdom, dem Wahrzeichen der Stadt, gehört auf jeden Fall dazu. Buchen Sie unbedingt eine geführte Tour, denn dabei erfahren Sie auch allerhand Kurioses – zum Beispiel, welche der Figuren an der Fassade die Gesichtszüge von Bob Dylan trägt und warum ...

Eine Kirche mit hohen Decken. Man sieht direkt auf die angestrahlte Orgel.
Seitenorgel im Nidarosdom: Das Gebäude ist absolut sehenswert, das Geld für eine geführte Tour gut investiert – Foto: Armin Tima

Neuster Zugang im Bereich Kunst und Kultur ist das spektakuläre PoMo, ein Museum für zeitgenössische Kunst im ehemaligen Postgebäude. Im Herbst 2024 stand ich noch mit anderen Journalisten zwischen Farbkübeln und Paletten auf der Baustelle, im Februar 2025 war bereits Eröffnung. Das Museum soll nationale und internationale Besucher anlocken und die Hauptattraktion in einem neu gestalteten Kulturviertel werden, zu dem auch ein Theater gehört.

Begeisterung, die ansteckt

Letztendlich sind es aber die Menschen vor Ort, die am Ende über einen gelungenen Aufenthalt entscheiden. Auffällig viele Trondheimer sprechen mit Begeisterung von ihrer Stadt. Und das sind nicht nur alteingesessene Norweger – sie kommen aus aller Herren Länder und haben in Trondheim ein neues Zuhause gefunden. Ich habe mit einer Touristenführerin aus Rumänien gesprochen, dem Museumspressesprecher aus Frankreich und einer Kellnerin aus Portugal – alle sind freundlich, entspannt und lassen einen gerne wissen, dass sie sich in der Stadt angekommen und pudelwohl fühlen.

Quer über den Fluss sieht man eine beleuchtete Häuserreihe, welche sich im Fluss spiegelt. Es ist später Abend und fast dunkel.
Blaue Stunde am Fluss: Die historischen Holzhäuser sind ein beliebtes Fotomotiv – Foto: Armin Tima

Ein Gefühl, dass ich teilen kann. Es hat sich einiges getan in Trondheim, seit ich das erste Mal hier war, aber an meiner Begeisterung für diese historisch bedeutende und doch so junge Stadt hat sich nichts geändert. Und so habe ich für die kürzlich erschienene sechste Auflage meines Norwegen-Reiseführers auch wieder den ursprünglichen Einleitungssatz von 2010 übernommen – er passt heute noch genauso wie vor 15 Jahren.

Über Wohnwagendächer sieht man das Meer und dahinter den Sonnenuntergang. Alles ist in orangenes Licht getaucht.
Hier kommen Camper auf ihre Kosten: Sonnenuntergang vor den Toren der Stadt – Foto: Armin Tima

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