Lesezeit: 1 minReportage

Der South West Coast Path.
Ein Klassiker in Südengland

Ein Mann mittleren Alters mit kahlköpfigem Kopf lächelt freundlich in die Kamera. Er trägt ein dunkelblaues T-Shirt und befindet sich im Freien, möglicherweise am Strand. Im Hintergrund ist verschwommen eine Gebäudeanlage zu sehen. Das Bild wirkt natürlich und ungezwungen.


Es gibt viele Gründe, nach Cornwall zu reisen: Cream Tea trinken, sich an prachtvollen Gärten erfreuen, verträumte Fischerdörfer entdecken oder einmal auf dem South West Coast Path rund um die Halbinsel wandern.
England ist sowieso ein Wanderparadies, denn das uralte, unverbriefte »Right of Way« erlaubt dem Wanderer, dass er sich auch auf privatem Grund und Boden frei bewegen darf – sofern er sich an die ausgeschilderten Fußpfade (Public Footpath) hält. Wobei der Weg schon einmal durch eine umzäunte Weide führen kann und man durchaus mit Angstgefühlen kämpft, wenn die gesamte Kuhherde just genau in jener Ecke steht, an der eine kleine Treppe für die Wanderer angebracht ist, um das eingezäunte Gelände auf der anderen Seite zu verlassen …


Ein Patrouillenweg der Coast Guards

Ein modernes Denkmal mit einer stählernen Darstellung von Händen, die ein offenes Buch halten, steht im Vordergrund. Im Hintergrund ist eine Küstenlinie mit einem Pier zu sehen unter blauem Himmel mit vereinzelten Wolken. Die Skulptur scheint aus Metall gefertigt und hat einen industriellen Charakter. Das Denkmal befindet sich auf einer Grünfläche in der Nähe eines Fußwegs.
Ein Symbol für den längsten Fernwanderweg Englands, die Plastik von Owen Cunningham (Foto: Ralf Nestmeyer)

Der South West Coast Path ist der längste ausgeschilderte Fernwanderweg Englands. Er beginnt in Somerset und führt über mehr als 1000 Kilometer bis nach Poole in Dorset. Dabei umrundet er ganz Cornwall inklusive Land’s End! Es gibt keine bessere und intensivere Möglichkeit, um Cornwall von seiner schönsten Seite zu erleben. In Minehead, wo der South West Coast Path beginnt, steht direkt an der Küstenpromenade eine Bronzeskulptur des britischen Bildhauers Owen Cunningham: zwei riesige Hände halten eine angedeutete Landkarte.
Der South West Coast Path, auf dem jährlich rund eine halbe Millionen Wanderer unterwegs sind, wurde übrigens nicht aus touristischen Gründen angelegt, obwohl ihm heute rund 7500 Menschen ihren Arbeitsplatz verdanken. Er diente einst den Coast Guards dazu, zwischen den Leuchttürmen zu patrouillieren und so die Schmugglerei zu unterbinden. Damit die Küstenwache jede Bucht einsehen konnte, verläuft der Weg immer in unmittelbarer Meeresnähe.


Statistiken zum beliebtesten Fernwanderweg der Insel

Wanderer erklimmen einen Hügel mit Blick auf die Küste. Im Vordergrund geht eine Person mit Wanderstöcken den Pfad entlang, gefolgt von anderen Wanderern. Das Meer ist in Sicht, mit Felsen, die aus dem Wasser ragen. Die Szene vermittelt ein Gefühl von Bewegung und Naturerlebnis.
Auch wenn es dieses Foto nur andeutet – die komplette Strecke bietet mehr Höhenmeter als der Mount Everest (Foto: Ralf Nestmeyer)

Für eine Wanderung entlang des gesamten South West Coast Path (kurz SWCP) würde man rund acht Wochen benötigen. Selbst wenn man nur Cornwalls Küste umrunden will, muss man etwa drei Wochen einplanen. Da die wenigsten so lange Zeit haben, sollte man sich auf Teilstrecken beschränken oder die schönsten Tagesetappen aussuchen.
Dabei muss man wissen: Eine Wanderung auf dem Küstenpfad ist alles andere als ein Spaziergang, sondern teilweise auch sehr anstrengend. Gerade in den Flussmündungen gilt es, immer wieder von den Klippen hinab- und hinaufzusteigen … Angeblich überwindet man allein entlang Cornwalls Küsten mehr Höhenmeter als bei einer Besteigung des Mount Everest! Auf dem gesamten South West Coast Path sind es sage und schreibe 35.000 Höhenmeter.
Dafür kann man sich nur sehr schwer verlaufen, denn der Weg bleibt, wie gesagt, stets in Küstennähe; zudem finden sich zahlreiche Wegmarkierungen in Form einer Eichel, dem Symbol der National Trails in Großbritannien. Genau genommen gibt es 2473 solcher Wegweiser. Und noch etwas für Statistiker: Der SWCP führt über 302 Brücken, 921 Zäune und 26.719 Treppenstufen. Hinzu kommen 18 Flüsse, die mit einer Fähre überwunden werden müssen.


Die schönsten Abschnitte und die richtige Ausrüstung

Ein Wanderer mit Rucksack geht einen Pfad entlang, der sich an einem steilen Hügelhang befindet. Unterhalb des Weges erstreckt sich ein blaugrünes Meer mit Wellen, das von einer felsigen Küste begrenzt wird. Der Himmel ist bewölkt und strahlt in einem hellen Blau. Die Szene vermittelt eine friedliche Atmosphäre inmitten der Natur.
Der Weg verläuft, historisch begründet, stets unmittelbar an der See entlang (Foto: Ralf Nestmeyer)

Statt zu zählen, sollte man aber lieber die Landschaft genießen: Der South West Coast Path ist hervorragend geeignet, um Cornwalls Küsten zu erkunden, egal, ob entlang flacher Strände oder über hohe Klippen. Besonders reizvoll sind die Abschnitte rund um die Lizard Peninsula oder am St Anthonys Head. Sehr lohnend ist auch eine Tour westlich von Porthcourna nach Land’s End. Vorbei am in den Fels geschlagenen Minack Theatre – ein Freilichttheater an einem Felsabhang – gelangt man zu mehreren goldgelben Stränden, die mit ihrem glasklaren türkisfarbenen Wasser die Bezeichnung »Traumstand« zu Recht verdienen. Bis zum trubeligen Land’s End benötigt man von Porthcourna aus einen halben Tag.

Wegweiser an einer Küstenwanderung in Großbritannien. Der hölzerne Wegweiser zeigt zwei Richtungen: "Coast Path" nach Cadgwith (1,4 km) und Lizard Point (2 km). Im Hintergrund erstreckt sich eine grüne Hügelkuppe mit vereinzelten blauen Blüten über dem Meer. Die Szene vermittelt ein Gefühl von Ruhe und Naturerlebnis.
Verlaufen quasi unmöglich, die sehr gut beschilderte Tour rund um Cornwall (Foto: Ralf Nestmeyer)

Egal, wie viel man wandert: Wert sollte vor allem auf die richtige Ausrüstung gelegt werden. Hierzu zählen feste Wanderschuhe mit griffigem Profil genauso wie Regen- und Sonnenschutz, gegebenenfalls auch Wanderstöcke. Bei Wanderungen durch das Marschland können sich »Wellington Boots« (= Gummistiefel) als nützlich erweisen. Für mehrtägige Touren empfiehlt sich ein gutes Kartenmaterial, insbesondere die Ordnance Survey Maps; die Landranger-Serie im Maßstab 1:50.000 leistet ebenfalls gute Dienste. In schwierigem Gelände zeigte sich jedoch eine Karte der Explorer-Serie oder Outdoor-Leisure-Serie (Maßstab jeweils 1:25.000) als praktischer.
Wer die gesamte Strecke erwandern möchte, kann sich neben einer guten Karte auch Informationen bei der South West Coast Path Association mit Fahrplänen und Gezeitentabelle besorgen: www.southwestcoastpath.org.uk.

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