Es gibt viele Gründe, nach Cornwall zu reisen: Cream Tea trinken, sich an prachtvollen Gärten erfreuen, verträumte Fischerdörfer entdecken oder einmal auf dem South West Coast Path rund um die Halbinsel wandern.
England ist sowieso ein Wanderparadies, denn das uralte, unverbriefte »Right of Way« erlaubt dem Wanderer, dass er sich auch auf privatem Grund und Boden frei bewegen darf – sofern er sich an die ausgeschilderten Fußpfade (Public Footpath) hält. Wobei der Weg schon einmal durch eine umzäunte Weide führen kann und man durchaus mit Angstgefühlen kämpft, wenn die gesamte Kuhherde just genau in jener Ecke steht, an der eine kleine Treppe für die Wanderer angebracht ist, um das eingezäunte Gelände auf der anderen Seite zu verlassen …
Ein Patrouillenweg der Coast Guards
Der South West Coast Path ist der längste ausgeschilderte Fernwanderweg Englands. Er beginnt in Somerset und führt über mehr als 1000 Kilometer bis nach Poole in Dorset. Dabei umrundet er ganz Cornwall inklusive Land’s End! Es gibt keine bessere und intensivere Möglichkeit, um Cornwall von seiner schönsten Seite zu erleben. In Minehead, wo der South West Coast Path beginnt, steht direkt an der Küstenpromenade eine Bronzeskulptur des britischen Bildhauers Owen Cunningham: zwei riesige Hände halten eine angedeutete Landkarte.
Der South West Coast Path, auf dem jährlich rund eine halbe Millionen Wanderer unterwegs sind, wurde übrigens nicht aus touristischen Gründen angelegt, obwohl ihm heute rund 7500 Menschen ihren Arbeitsplatz verdanken. Er diente einst den Coast Guards dazu, zwischen den Leuchttürmen zu patrouillieren und so die Schmugglerei zu unterbinden. Damit die Küstenwache jede Bucht einsehen konnte, verläuft der Weg immer in unmittelbarer Meeresnähe.
Statistiken zum beliebtesten Fernwanderweg der Insel
Für eine Wanderung entlang des gesamten South West Coast Path (kurz SWCP) würde man rund acht Wochen benötigen. Selbst wenn man nur Cornwalls Küste umrunden will, muss man etwa drei Wochen einplanen. Da die wenigsten so lange Zeit haben, sollte man sich auf Teilstrecken beschränken oder die schönsten Tagesetappen aussuchen.
Dabei muss man wissen: Eine Wanderung auf dem Küstenpfad ist alles andere als ein Spaziergang, sondern teilweise auch sehr anstrengend. Gerade in den Flussmündungen gilt es, immer wieder von den Klippen hinab- und hinaufzusteigen … Angeblich überwindet man allein entlang Cornwalls Küsten mehr Höhenmeter als bei einer Besteigung des Mount Everest! Auf dem gesamten South West Coast Path sind es sage und schreibe 35.000 Höhenmeter.
Dafür kann man sich nur sehr schwer verlaufen, denn der Weg bleibt, wie gesagt, stets in Küstennähe; zudem finden sich zahlreiche Wegmarkierungen in Form einer Eichel, dem Symbol der National Trails in Großbritannien. Genau genommen gibt es 2473 solcher Wegweiser. Und noch etwas für Statistiker: Der SWCP führt über 302 Brücken, 921 Zäune und 26.719 Treppenstufen. Hinzu kommen 18 Flüsse, die mit einer Fähre überwunden werden müssen.
Die schönsten Abschnitte und die richtige Ausrüstung
Statt zu zählen, sollte man aber lieber die Landschaft genießen: Der South West Coast Path ist hervorragend geeignet, um Cornwalls Küsten zu erkunden, egal, ob entlang flacher Strände oder über hohe Klippen. Besonders reizvoll sind die Abschnitte rund um die Lizard Peninsula oder am St Anthonys Head. Sehr lohnend ist auch eine Tour westlich von Porthcourna nach Land’s End. Vorbei am in den Fels geschlagenen Minack Theatre – ein Freilichttheater an einem Felsabhang – gelangt man zu mehreren goldgelben Stränden, die mit ihrem glasklaren türkisfarbenen Wasser die Bezeichnung »Traumstand« zu Recht verdienen. Bis zum trubeligen Land’s End benötigt man von Porthcourna aus einen halben Tag.
Egal, wie viel man wandert: Wert sollte vor allem auf die richtige Ausrüstung gelegt werden. Hierzu zählen feste Wanderschuhe mit griffigem Profil genauso wie Regen- und Sonnenschutz, gegebenenfalls auch Wanderstöcke. Bei Wanderungen durch das Marschland können sich »Wellington Boots« (= Gummistiefel) als nützlich erweisen. Für mehrtägige Touren empfiehlt sich ein gutes Kartenmaterial, insbesondere die Ordnance Survey Maps; die Landranger-Serie im Maßstab 1:50.000 leistet ebenfalls gute Dienste. In schwierigem Gelände zeigte sich jedoch eine Karte der Explorer-Serie oder Outdoor-Leisure-Serie (Maßstab jeweils 1:25.000) als praktischer.
Wer die gesamte Strecke erwandern möchte, kann sich neben einer guten Karte auch Informationen bei der South West Coast Path Association mit Fahrplänen und Gezeitentabelle besorgen: www.southwestcoastpath.org.uk.